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Pro Triathlon Union lässt die Wogen hochgehen

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Man nehme eine gute Idee, arbeite sie aus, stelle sie vor und versuche, sie in der Öffentlichkeit bekannt zu machen.  Dann nimm ein eindimensionales Medium wie Twitter und triff eine falsche Entscheidung – und schon hast du dich um die Früchte deiner Arbeit gebracht.

So oder so ähnlich könnte man die ersten 24 Stunden der neu gegründeten „Pro Triathlon Union“ beschreiben. Der neue Verband, der die Non-Drafting-Riege der Profi-Triathleten vertreten soll, wurde vor zwei Tagen offiziell vorgestellt (wir berichteten). Nur 24 Stunden später wird auf vielen Fronten diskutiert und es zeigt sich, warum Initiativen dieser Art schon in der Vergangenheit gescheitert sind.

Punkt 1: Das „Twitter-Lance Armstrong-Gate“

Ausgangspunkt der ersten großen Diskussion, auch innerhalb der PTU, war ein möglicherweise etwas unüberlegter Tweet des Gründungsmitglieds Dirk Bockel, der ausgerechnet den Doping-Sünder Lance Armstrong um Unterstützung und Bekanntmachung der PTU bat. Unbestritten verfügt der Amerikaner immer noch über ein großes Netzwerk, um die Tür zu eventuellen Sponsoren zu öffnen, trotz allem sieht es der Großteil der Tri-Community als das komplett falsche Signal an.

Hier dazu der Eintrag von Dirk Bockel.

Armstrong selbst ließ nicht lange auf eine Antwort warten, zeigte sich grunsätzlich hilfsbereit und merkte an, dass er auch an etwas Ähnlichem für den Radsport arbeite.

Nicht gut kam das bei zahlreichen anderen Triathleten an, allen voran Hawaii-Champ Sebastian Kienle, der seine Meinung über Armstrong schon des Öfteren lautstark kund getan hatte. Sein Statement dazu: „Im Ernst Dirk? Dann bin ich der erste, der da wieder raus ist“.

Auch Jan Frodeno ließ es sich nicht nehmen, seinen Unmut zu diesem Tweet zu äußern: „Wow! Dirk Bockel fragt Lance Armstrong, die ProTriUnion zu unterstützen. Darf er dann starten, wenn er das Anti-Doping-Programm finanziell unterstützt“?, so der sarkastische Kommentar des Frankfurt-Siegers. Mit dem Hashtag #ImOut gab er zu verstehen, dass er sich wohl nicht der PTU anschließen wolle.

Auch der Star-Coach Brett Sutton ließ es sich nicht nehmen, seinen Senf dazu zu geben: „Habe nicht mal die Chance bekommen, ein Statement abzugeben, In weniger als 24 Stunden hat sich die PTU selbst in den Kopf geschossen“.

Dirk Bockel hat inzwischen etwas zurück gerudert. Seine Intention sei es gewesen, Aufmerksamkeit für die Pro Tri Union zu bekommen und deshalb habe er um einen Retweet gebeten.

Punkt 2: Challenge will nur noch PTU-Mitglieder als Profis akzeptieren

Am Abend gab es dann bereits die nächste Diskussionsgrundlage. Die Challenge Family zeigte ihre zuvor zugesagte Unterstützung, indem sie bekannt gab, künftig nur noch Mitglieder der Pro Tri Union als Profis zu akzeptieren. Bisher gab es für Profi-Athleten eine eigene Challenge-Profi-Mitgliedschaft, welche als Basis für die Zuordnung diente. Auch diese Entscheidung blieb nicht ohne Reaktion der Triathlon-Elite.

Jan Frodeno äußerte seinen Unmut darüber mit folgendem Tweet: „Support durch Zwangsmitglieschaft? Hab ich was verpasst? Was ist aus der Wahlfreiheit geworden?“, so der offensichtlich verärgerte Olympiasieger von Peking.

Doch die Challenge Family steht zu ihrer Entscheidung. In ihrer Pressmitteilung ließen sie folgendes verlauten:

Ab 1. Jänner 2016 wird es nur PTU Mitgliedern erlaubt sein, bei Challenge-Rennen in der Profi-Kategorie zu starten. Die Challenge-Family ist die erste große Triathlon-Organisation, die aktiv die PTU unterstützt und hat diesen Schritt mit der Überzeugung, die Triathlonindustrie im Sinne der weiteren Entwicklung näher zusammen zu bringen.

Der CEO der Challenge-Family, Zibi Slufcik zeigt sich von der Idee der PTU überzeugt: „Ich bin sehr begeistert von der Vorstellung der PTU. Das ist, was unser Sport braucht. Eine einheitliche Stimme für Profiathleten und eine professionelle Struktur, die mit uns arbeitet, um unseren Sport in allen Dingen besser zu machen“.

 

Eines hat man auf alle Fälle schon erreicht – man spricht über die ProTriUnion und auch Negativ-Publicity ist im Grunde nichts anderes als Publicity. Jetzt geht es aber darum, den entstandenen Gegenwind zu nützen, um stärker zu werden. Die Idee der PTU ist unserer Meinung nach eine hervorragende und es ist höchste Zeit, dass es ein einheitliches Sprachrohr für Profitriathleten gibt. Vor allem in einer Zeit, in der das Standing der Profis in unserem Sport nicht gerade am Wachsen ist. Dennoch bedarf es jetzt einer großen Portion an Cleverness, Kommunikationsbereitschaft und Demokratieverständnis aller Beteiligten, um aus dieser Idee ein wirklich funktionierendes Instrument zu machen. Wir blicken auf jeden Fall gespannt auf die künftige Entwicklung der PTU.

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