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Pro's Corner

Interview mit Michi Weiss

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Interview mit „Wiki Miki“ Michi Weiss

Der ehemalige Mountainbike-Profi Michi Weiss startete im Jahr 2008 mit vollem Anlauf in den Triathlonsport. Er schockte die österreichische Konkurrenz dabei mit absoluter Dominanz auf dem Rad und respektablen Schwimm- und Laufleistungen. triaguide-train.com unterhielt sich mit dem sympatischen Niederösterreicher, der im Moment in Amerika lebt und sich dort auf seine zweite volle Triathlonsaison vorbereitet.


triaguide
Hallo Michi, zwischen unserer Unterhaltung liegen im Moment zwei Kontinente. Du lebst ja seit ein paar Monaten in Colorado Springs. Wie kam es eigentlich dazu?

Michi
Momentan bin ich eigentlich in Kalifornien, da ich beim 70.3 Oceanside teilnahm. Die darauf folgenden 10 Tage, nach 3 Tagen Regeneration, trainierte ich in und um San Diego sehr viel Umfang hinsichtlich meines Starts beim IRONMAN St. George (1. Mai – Anm. der Red.). Zum krönenden Abschluss starte ich, hoffentlich einigermaßen erholt, beim „Superseal“ (olymp. Dist). Danach geht´s wieder heim nach Colorado Springs, wo ich mit meiner Freundin und userem jungen Hund seit Jänner lebe. Schon als Mountainbiker trainierte ich des öfteren in Colorado, vor allem. weil SRM, der einer meiner Hauptsponsorenist, seine US-Zentrale dort hat.

triaguide
Du bist ja wie du schon gesagt hast vor einigen Tagen beim Ironman 70.3 Oceanside angetreten und 13. geworden – entspricht das deinen Erwartungen zu diesem Saisonzeitpunkt?

Michi
Ich hatte bis zum Start des Laufens ein super Rennen. Zum ersten Mal musste ich nicht am Limit schwimmen, und verbesserte meine Schwimmzeit im Vergleich zum Vorjahr trotzdem um 1:15. Etwas übermotiviert und mit einem vollkommen neuem Gefühl stieg ich auf mein Cannondale Slice, und overpacte in der ersten Stunde. Ich war nur am Überholen, mein SRM zeigte die ersten 30 Minuten 375 Durchschnitts-Watt an, nach einer Stunde hatte ich 365Watt, weit über den geplanten 350W. Dadurch bekam ich auch Magenprobleme, musste immer wieder Flüssigkeit erbrechen und konnte kaum Gels/Energie aufnehmen. Bewusst nahm ich in der zweiten Hälfte raus, aber der ersten Stunde musste ich Tribut zollen. Auf den letzten 5km überholte ich Tim O´Donnell und Matty Reed, und kam somit als 3. in T2 an. Insgesamt fuhr ich 2:15h mit 335 Durchschnittswatt. Beim Laufen ging vom ersten Meter gar nix; ich fühlte mich leer und hatte starkes Bedürfnis, ein WC aufzusuchen…es ging mir besch*ssen. Obwohl ich mich irrsinnig quälen musste und metal eigentlich schon aufgab, wollte ich finishen, und kam als 13. ins Ziel.
triaguide
Du bist ja erst vor knapp 2 Jahren zum Triathlonsport gewechselt, davor warst du als Mountainbike-Profi im Weltcupzirkus unterwegs und sogar bei den olympischen Spielen. In deinen ersten Triathlon-Rennen hast du die Konkurrenz in Österreich dominiert und bist auch mit deinem 2. Platz beim Ironman 70.3 in Monaco mitten in die Weltspitze gelaufen. Hast du dir deinen Einstieg damals gleich so erfolgreich erwartet?

Michi
Natürlich nicht, aber ich hatte Olympiaform. Neben 13 Trainingsjahren als Mountainbiker war ich immer schon ein guter Läufer, nahm schon als Jugendlicher an Wettkämpfen teil. Obwohl ich es damals hasste, musste ich im Sportgymnasium im Winter immer 2x die Woche schwimmen, das machte sich für den Einstieg in den Triathlonsport aber bezahlt. Wo ich für den XC-MTB-Pro immer zu groß/schwer war, bringe ich für den Triathlon perfekte Maße. Mir wurde am Olympiastützpunkt immer gesagt, ich sei eigentlich der geborene Triathlet mit 187cm/78kg und einer Armspannweite von 198cm…

triaguide
Nach deinen anfänglichen Leistungen klang dein Entschluss, dich nun voll und ganz auf den Profi-Triathlon-Sport zu konzentrieren, fast wie eine Drohung für die Konkurrenz. Deine erste volle Triathlonsaison 2009 war trotz einiger sehr starker Leistungen nicht mehr von dieser Dominanz geprägt. Wie erklärst du dir das?

Michi
Ich startete 2008 bei für mich „aufgelegten“ Rennen wie dem 70.3 Monaco und dem XTERRA Maui, wo ich als überlegener Radfahrer dominieren konnte. Seit September 2008 werde ich von Mario Huys trainiert. Er machte mir in der Vorbereitung im Winter für meine erste ganze/richtige Triathlonsaison klar, dass ich zuerst einmal viel lernen werde müssen. Das heißt, mein Training hat sich komplett geändert – ich musste bzw. bin dabei, schwimmen und laufen zu lernen. All meine Routinen im Training waren futsch- ich hatte zu Beginn große Probleme, nach einer Schwimmeinheit am Nachmittag halbwegs gscheit zu trainieren. Hätte ich stur als „Triathlon ausübender Radprofi“ weitertrainiert, könnte ich mich längerfristig nie zu einem kompletten Triathleten entwickeln- und genau DAS ist mein Ziel. Trotzdem hatte ich meistens die schnellsten Radsplits (in Kona drittbeste Zeit)- Radfahren soll und wird meine Paradedisziplin bleiben.

triaguide
Also hattest bzw. hast auch du noch mit den „Problemchen“ eines Quereinsteigers zu kämpfen. Was würdest du einem Hobbytriathleten raten, der mit Radhintergrund in den Triathlon einsteigen will?

Michi
Ja. Beim Schwimmen kann man eigentlich nicht viel falsch machen- es sollte nur von Beginn an auf eine korrekte Technik geachtet werden, die Arbeit mit einem Schwimmcoach ist hier sehr wichtig. Im Gegensatz dazu kann man sich beim Laufen RICHTIG killen. Viele Radfahrer glauben, sie können die Radstunden im Winter 1:1 aufs Laufen umlegen, das ist falsch. Wenn man nicht langsam steigert, kommt spätestens nach einem Monat die Watschn mit Überlastungsyndromen. Typisch ist dabei die Beinhautentzündung bzw. Schmerzen in der Schienbeininnenseite. So ging es mir, aber wer nicht hören will muss fühlen. Diesen Winter konnte ich zum ersten Mal voll durchlaufen, und erwarte mir eine deutliche Steigerung im Wettkampf, so lange ich es abrufen kann. Trotzdem laufe ich bis jetzt noch nicht mehr als 80km/Woche, im Durchschnitt 40-50km/Wo.

triaguide
Wie können wir uns eine durchschnittliche Trainingswoche eines Michi Weiss vorstellen?

Michi
Ich steigerte den Schwimmumfang um 100%. Ich frage mich immer noch, wie ich das überlebe (lacht) Ich merke es vor allem energetisch beim Rad- und Lauftraining. Ich schwimme 30km (6x/Woche), fahre 10-15h/am Rad (alles SRM gesteuert), Laufen siehe oben. Im Winter machte ich 1x/Woche ein Speedworkout auf der Laufbahn. Dazu kommt 2x/Woche Core-strength, und 2x/Woche 1h Massage.

triaguide
Wir unsere Leser im Interview mit Langdistanz-Staatsmeister Andreas Fuchs lesen konnten, gibt es ja einen Unterschied zwischen Triathlon-Profis. Andreas zum Beispiel muss noch nebenbei einem Beruf nachgehen und meint, es hilft ihm dabei, im Training nicht zu überpacen. Bist du als Vollprofi nicht auch permanent in Gefahr, im Training mal zu überziehen bzw. was unternimmst du, um dich optimal zu erholen und diese Gefahr auszumerzen?

Michi
Ich bin seit mehr oder weniger 10 Jahren Profisporter- „glernt is glernt“- und habe ein extrem feinfühliges Körpergefühl entwickelt. D.h. wenn ich mich richtig müde fühle, stecke ich zurück. Wenn´s gut läuft, setze ich aber gerne auch einen drauf. Ansonsten ernähre ich mich sehr gesund- viel Gemüse, Obst, Kohlenhydrate zum richtigen Zeipunkt, und qualitativ hochwertige Proteine. Massage mindestens 2x die Woche. Das Schwierigste kann manchmal das „Abschalten“ vom Training sein, denn Triathlonprofi zu sein ist ein 12h-Job.

triaguide
Du hast im letzten Jahr dein Langdistanz-Debut ausgerechnet auf Hawaii gegeben und mit Platz 25 ein mehr als respektables Ergebnis erreicht. Auch bei der X-Terra-WM warst du zum 2. Mal in Folge am Podium. Was sind deine Ziele für diese Saison?

Michi
Der Hawaii-Slot und bei den österreichischen Rennen vor heimischen Publikum alles geben. In Kona will ich unter die Top-15 – in Maui (X-Terra-WM Anm. d. Red.) ist alles möglich (lacht)

triaguide
Apropos österreichisches Publikum, wann werden wir den „Auswanderer“ wieder live in Österreich erleben können?

Michi
Ich starte weiterhin als Österreicher mit ÖTRV Lizenz. Ich komme extra für den 70.3 St. Pölten eingeflogen, vor dem IM Austria bin ich drei Wochen in Österreich.

triaguide
Michi, das wird deine österreichschen Fans sehr freuen, natürlich auch uns als österreichisches Medium. Wir wünschen dir viel Glück und Erfolg in der Saison 2010 und bedanken uns für deine Zeit.
Wenige Tage vor dem Interview ging auch die neue Homepage von Michi Weiss online. Unter www.wiki-miki.com findet ihr künftig alle Infos über Michi’s Rennen.

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