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Made in Germany – Citec – Laufräder mit Herz und ganz viel Hirn

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Die Citec-Gründer Joachim Paproth und Moritz Fiebel mit einer ihrer "Erfindungen"

Die Citec-Gründer Joachim Paproth und Moritz Fiebel mit einer ihrer „Erfindungen“ Fotos (c) Citec

In einer Branche, die mittlerweile längst von in Fernost prouzierten Produkten dominiert wird, bilden handgefertigte und in Europa gefertigte Fahrradkomponenten eine viel zu seltene Ausnahme. Auch aus diesem Grund freuen wir uns immer, über Unternehmen zu berichten, die sich diesem Trend widersetzen. Wenn man dabei auch noch technologische Maßstäbe setzt wie die in Brandenburg ansässige Firma Citec, schreibt sich so ein Bericht quasi von selbst.

Citec entwickelt und produziert seit mehr als 20 Jahren in Deutschland innovative Laufräder für Profi- und Amateur-Rennfahrer, für ambitionierte Hobbyradler, Trekkingspezialisten und Mountainbiker und das nicht ohne Grund: Laufräder nehmen innerhalb der Fahrradtechnik eine enorm wichtige Stellung ein, da sie als wesentliches Funktionselement viele fahrtechnische Eigenschaften des Fahrrades bestimmen.

Die Entstehungsgeschichte des Unternehmens geht bereits auf das Jahr 1988 zurück, als sich die beiden begeisterten Straßenradrennfahrer Joachim Paproth und Moritz Fiebel den Traum eines eigenen Scheibenrades erfüllen wollten. Ende der Achzigerjahre waren die aerodynamischen Scheibenräder lediglich einigen Top-Profis zugänglich. Die damalige „Billig-Variante“, klassische Speichenräder mit aerodynamischen Blenden zu versehen, wurde vom Radweltverband, der UCI, verboten. Regelkonform waren nur Scheibenräder, bei denen die Scheiben das tragende Element waren. Diese Herausforderung nahmen die beiden Jungunternehmer an und es gelang ihnen in der Folge tatsächlich, eine damals richtungsweisende Scheibenradkonstruktion auf den Markt zu bringen. Die unter dem Namen „Carbotec“ vertriebenen Räder besaßen eine Aluminium Felge und vorgespannte Carbonflanken. Eine äußerst aufwendige Konstruktion, die jedoch hohe Seitensteifigkeit sowie einen herausragenden Fahrkomfort ermöglicht, und die sich in der Grundform bis heute noch auf dem Markt behauptet.

An Anfang war das Carbon - auch heute sind selbst die Carbon-Komponenten noch "made in Germany"

An Anfang war das Carbon – auch heute sind die Carbon-Komponenten noch „Made in Germany“

1994 erfolgte ein weiterer Meilenstein des mittlerweile in „Citec“ umbenannten Unternehmens. Mit der Vorstellung des ersten 12-Speichen-Systemlaufrades setzte man erneut technologische Maßstäbe. Nach Bezug des betriebseigenen Firmensitzes in Beelitz vor den Toren Berlins wurde im Folgenden mit der Entwicklung des Power-Block-Systems ein neuartiges, wegweisendes Naben-Speichen-Verbindungssystem eingeführt. Dieses nun schon legendäre bereits in den Neunzigern patentierte System ist das charakteristische Erkennungsmerkmal aller CITEC Speichen-Systemlaufräder.

CITEC hat dabei die Nachteile der klassisch eingespeichten Felge erkannt. Obwohl klassisch eingespeichte Räder theoretisch eine enorme Belastbarkeit aushalten müssten, sieht die Sache in der Praxis leider anders aus. Wer von uns hatte denn noch nie einen „Achter“ oder einen Speichenriss zu beklagen? Das Problem bei klassisch eingespeichten Laufrädern liegt in der Verbindung der Einzelkomponenten. Es beginnt mit der Speichenkröpfung. Das Kröpfen und das Aufschmieden des Kopfes hat bereits eine Schwächung des Materials zur Folge. Die gekröpfte Speiche wird dabei durch ein Loch im Nabenflansch gezogen und am Gewindeende mithilfe eines Speichennippels an der Felge befestigt. Die Speichenaufhängung wiederholt sich dabei je nach Felgenlochzahl 32- oder 36-Mal. Bei der Dreifachkreuzung werden die Speichen überkreuzt übereinander gelagert, um die Speichenspannung und die durch die Fahrt entstehenden Lasten zu verstärken, indem sie auf mehrere Punkte aufgestützt werden. Um hier einen optimalen Rundlauf herzustellen, bedarf es einer sorgfältigen und zeitaufwändigen Zentrierarbeit. Durch das Zentrieren erreicht man eine gleichmäßig verteilte Spannung auf den Speichen. Leider hält dieser Idealzustand eines optimal zentrierten Rades oft nicht lange an. Zu viele Faktoren stören dabei die Spannungsbalance. Zum Beispiel die überdimensionierte Flanschbohrung, in der die Speiche mit der Kröpfung liegt und auf Zug gespannt wird. Durch die Speichenkreuzung deformiert sich die Speiche und übt zudem einen permanenten Druck auf die Flanschbohrung der meist aus Aluminium gefertigten Naben, was nach und nach eine Ausweitung des Bohrungsdurchschnittes zur Folge hat.

Die spezielle Konstruktion mit gerade befestigten Speichen schützt vor zu starken Seitenkräften

Die spezielle Konstruktion mit gerade befestigten Speichen schützt vor zu starken Seitenkräften

Citec hat sich für diese Problematik eine ganz andere Lösung überlegt. Um diesen Problemen Herr zu werden, musste die Konstruktion des Laufrades von Grund auf neu konzipiert werden und das an allen drei Eckpunkten: Nabe, Speichen und Felge. Die Speichen werden bei Citec von beiden Seiten verschraubt. Die Verschraubung am Nabenflansch und an der Felge erfolgt mittels patentierter Gewindehülse, die durch ihre Passung die Speiche zusätzlich abstützt und das Gewinde gegen seitliche Kräfte schützt. Dadurch erhält das Laufrad eine viel größere Stabilität, was zur Folge hat, dass man auf eine große Anzahl von Speichen verzichten kann, ohne dabei an Seitensteifigkeit zu verlieren. Diese Technologie würde aber bei einer klassisch konstruierten Felge zu vermehrten Speichenbrüchen führen, da die Belastungen am Felgenboden nun auf weniger Stellen lasten. Auch hier hat sich Citec eine Lösung patentieren lassen. Mit dem sogenannten Concave-System verfügt man über einen gewölbeförmigen Hohlraum über dem Felgenbogen, der die Zugkraft der Speichen wie eine Brücke abstützt. Dieses mittlerweile seit vielen Jahren bewährte System ermöglicht es  Citec, 5 Jahre Garantie gegen Speichenbruch zu geben.

Gut zu sehen

Gut zu sehen ist hier der Hohlraum des „Concave-System“

Dass bei Citec nicht nur die Entwicklung und die Endfertigung, sondern auch die Fertigung der meisten Komponenten direkt im Werk erfolgt, ist ein Faktum, die das Prädikat „Made in Germany“ mehr als verdient. Die für das Power-Block-System benötigte spezielle Nabenkonstruktion wird mittels einer modifizierten Vierachs-CNC-Fräsmaschine erledigt und bietet den Vorteil, auch in Deutschland kostengünstig und effizient produzieren können. Auch die Felgen werden mit der hauseigenen Biegemaschine gefertigt und die selbst konstruierte, computergesteuerte Felgenbohrmaschine erledigt die Bohrungen. Selbst die Carbonproduktion, sonst bis auf wenige Ausnahmen in fernöstlicher Hand, wird im Hause Citec erledigt. Lediglich wenige Teile wie Lager und Freilaufkörper müssen zugekauft werden.

Auch die Naben werden im Hause produziert

Auch die Naben werden im Hause produziert

Es gibt sie also noch, die kleinen, innovativen Unternehmen, mit heimischem Know-How und Wertschöpfung, aber vor allem auch mit viel Herz und Hirnschmalz für ein Ziel, das Rad jeden Tag ein bisschen neu zu erfinden!

Mehr Informationen über die Produkte von Citec findet ihr unter www.citec.de

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