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10 Gründe, warum du jetzt NICHT im Freiwasser schwimmen solltest

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Nicht alles, was Jan Frodeno (werbewirksam) macht, ist auch eine gute Idee für die Allgemeinheit. Für uns alle ist der Lockdown mitsamt den gesperrten Schwimmbädern ein Graus. Im Frühjahr konnte man dies mit der Aussicht auf baldiges Freiwassertraining noch aushalten, aber im November scheint die Hoffnung, auch angesichts der Infektionslage, bald wieder Wasser unter den Armen zu spüren, mehr und mehr zu schwinden.

Findige Neoprenanzughersteller werben nun mit speziellen Kälteschutzanzügen für kalte Temperaturen. Die Vorstellung, im November in Mitteleuropa in ein offenes Gewässer zu hüpfen, stößt bei mir persönlich auf wenig Begeisterung – es sei denn, die Außentemperaturen wären konstant über 20°C. Da sich der Klimawandel aber heuer ein Schaltjahr gönnt, kann damit gerechnet werden, dass die offenen Gewässer bald im einstelligen Temperaturbereich liegen werden. Der Autor dieser Zeilen hat übrigens schon Bewerbe bei unter 14°C Wassertemperatur bestritten und kann in diesem Bereich zumindest aus schmerzhafter Erfahrung sprechen.

Warum er die Idee, im Winter im offenen Gewässer zu „trainieren“, für Schwachsinn hält, erklärt er nun mit 10 einfachen Punkten.

Punkt 1: Die Kälte

Kalte Außentemperaturen und kalte Wassertemperaturen sind für den Organismus und das Herz/Kreislaufsyste eine große Belastung. Auch trainierte Sportlerherzen müssen nicht über Gebühr strapaziert werden.

Punkt 2: Das Equipment

Im November/Dezember zu schwimmen, benötigt oft mehr als einen Neoprenanzug. Die Anschaffung von Neoprenkappen, Schuhen und Handschuhen oder gar der Ankauf eines „Winterneoprens“ ist Geld, das woanders möglicherweise besser investiert ist.

Punkt 3: die Gesundheit

Der Mensch ist nicht dazu gemacht, bei diesen Temperaturen im Wasser Sport zu treiben. Ja, es gibt sogar Eisschwimm-Wettkämpfe, wo ohne Neoprenanzüge geschwommen wird. Eisschwimmen ist eine eigene Sportart und die Athleten trainieren dafür für eine längere Zeit und gewöhnen sich an die Temperaturen. Einfach mal ins Wasser springen und schwimmen ist hier keine gute Idee.

Punkt 4: die Technik

Deine Schwimmtechnik wird sich mit Schwimmeinheiten im (kalten) Open Water nicht verbessern. Soviel ist einmal garantiert. Auch wenn hier Meinungen und Philosophien auseinander gehen mögen, so hat uns die Erfahrung gelehrt, dass Beckentraining nicht mit Open Water Training zu ersetzen ist. Vor allem im Hinblick auf die Technik. Eingehüllt in dickes Neoprenmaterial werden sich deine Bewegungsmuster verändern, aber nicht zum Guten.

Punkt 5: das Wassergefühl

Deckt sich im Wesentlichen mit Punkt 4. Eingepackt wie ein Michelin-Männchen mit dicken Handschuhen wirst du kein Wassergefühl erfahren – null.

Punkt 6: die eigene Sicherheit

Open Water Schwimmen ist für manche schon immer eine mulmige Angelegenheit. Da sich (hoffentlich) nicht so viele hoffnungslose Fälle finden, die sich im November ins Open Water stürzen wollen, wird es im Falle eines Problems ganz schnell gefährlich.

Punkt 7: die Sicherheit der anderen

Wir Triathleten wissen, dass wir, sagen wir mal so, etwas „anders“ sind. Doch stellt euch vor, es gibt da draußen Menschen, die sehen euch im Open Water schwimmen im kalten Novembernebel und denken, ihr müsstet gerettet werden. Ihr gefährdet damit möglicherweise andere, die glauben, euch retten zu müssen.

Punkt 8: der Trainings-Un-Effekt

Trainingswissenschaftlich gibt es keine Notwendigkeit, auf Zwang im Open Water zu schwimmen. Nützt die Chance, eure spezifische Muskulatur zu trainieren und an euren Schwächen zu arbeiten. Der einzige Trainingseffekt, der beim Open Water-Schwimmen entsteht, ist eine Anpassung an die Dauermethode und die Umsetzung der im Becken erlernten Schwimmtechnik auf das Open Water. Beides ist im Winter nicht nötig. Auch Rennstarts oder das Schwimmen in der Gruppe kann und muss jetzt nicht trainiert werden.

Punkt 9: das Immunsystem

Wollen wir einmal rekapitulieren, in welcher Zeit wir leben. Wir können aufgrund einer globalen Pandemie keinen Sport in Indoor-Sportanlagen betreiben. Aufgrund eines schweren Covid-19 Virus, der vor allem die Lungen angreift. Bei einstelligen Temperaturen in und außerhalb des Wassers zu schwimmen, ist für die Gesundheitsprophylaxe nicht gerade zuträglich. Euer Immunsystem ist nach einer solchen Einheit unnötig geschwächt.

Punkt 10: Schont die Schwimmtrainer

Auch wenn euch die Schwimmtrainer sicher gerne gegen Bezahlung die korrekte Schwimmtechnik beibringen, so wird auf sie wohl unverhältnismäßig viel Arbeit auf sie zukommen, das, was das Open Water-Schwimmen in fetten Neoprenanzügen angerichtet hat, wieder auszumerzen. Dasselbe gilt für Masseure, Physiotherapeuten und im schlimmsten Fall auch Mediziner.

Unser Fazit: bleibt einfach locker – ihr werdet das Schwimmen nicht verlernen, wenn ihr es bereits könnt. Wenn ihr es noch nicht könnt und Anfänger seid, dann werdet ihr es auf diese Weise auch sicher nicht lernen. Habt Geduld – investiert die Zeit in Athletiktraining oder schaut euch Videos guter Schwimmer an. Das bringt euch langfristig wesentlich weiter.

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