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Ali's Blog - Triathloncomeback aus Leidenschaft

Ali bloggt – Der Weg zurück – Ein Saisoneinstieg im deutschen Ligabetrieb

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Eine Woche zuvor beginnt es mit einem flauen, leicht kribbeligen Gefühl im Magen und wird bis zum Wettkampftag immer „schlimmer“. Fragen quälten mich Tag ein, Tag aus. Es ist die verdammte Ungewissheit! Wie steht es um die Form? Reicht es schon für die 2. Bundesliga? Es ist sowieso sehr unüblich ohne einen Formtest in die Saison einzusteigen und dann gleich in ein Ligarennen?

Schmerzen in der Ferse, wenig Selbstbewusstsein und die unbändige Lust richtig einen rauszuhauen, dass waren wohl die treffendsten Zustandsbeschreibungen die mich in meinem ersten Check-In nach vier Jahren Pause begleiteten. Dazu diese Unerfahrenheit, ich hatte keine Ahnung mehr, was ich alles mit in die Wechselzone nehmen sollte. Ich fühlte mich wie ein absolutes „Greenhorn“! Was konnte mir also helfen? Abgucken! Was machen meine Teamkollegen? Die Brille am Helm fixieren, die Radschuhe am Rad mit Gummis befestigen, Die Laufschuhe einpudern und das Startnummernband geschickt platzieren, damit es nicht wegfliegt. Schon fertig? Das war ja einfach!

Die deutsche Triathlonbundesliga strotzt vor Athleten, die aussehen als ob sie im nächsten Worldseriesrennen Siegansprüche stellen wollen und zum Teil stimmt das auch. Doch selbst in der 2. Liga, in der ich das Startvergnügen hatte, sieht die Lage nicht viel besser aus. Meine Sicht auf die Dinge war getrübt durch meine eigene Ungewissheit und so stand ich am Beckenrand und meine innere Stimme erinnerte mich: „Jetzt ist dein Comebackmoment – einfach alles raushauen was in dir steckt und am Ende wird abgerechnet – du bist top vorbereitet und die Ferse wird halten, denn da ist noch das Adrenalin, was den Schmerz verdeckt!“

Tatsächlich merkte ich auf den ersten Metern, dass die Konkurrenz scheinbar auch nur mit Wasser kocht und ich wunderbar mithalten konnte. Diese Tatsache schien mich zu beflügeln und ich wurde schneller, brachte ein bisschen Abstand zwischen mich und meinen Verfolger aus dem EJOT-Team-Buschhütten.

[box type=“info“ ]Beim Teamsprint der 2. Triathlonbundesliga in Buschhütten wird folgender Rennmodus durchlaufen: 5 Starter pro Team, wovon 4 gemeinsam im Ziel ankommen müssen. Geschwommen wird im Staffelmodus, dass heißt jeder Athlet schwimmt 300m und schickt damit den nächsten Teamkollegen ins Wasser. Sobald das letzte Teammitglied (5. Mann) aus dem Wasser gestiegen ist, müssen alle gemeinsam aufs Rad – Teamzeitfahren über 26km. Hier gilt das Windschattenverbot zwischen den Teams, gleichbedeutend mit 25m Abstand zur führenden Mannschaft. Nach dem Radfahren wird gemeinsam ein abschließender 5km Lauf gelaufen. Spätestens hier sind die meisten Teams nur noch zu viert unterwegs und somit gezwungen keinen Teamkollegen mehr zu verlieren. Des einen Freud, des anderen Leid![/box]

Zurück zum Renngeschehen, nach dem wir zwischenzeitlich auf Platz 10 zurückfielen, hieß es auf dem Rad den Turbo zu zünden. Team um Team sammelten wir ein, Leistungswerte von bis zu 470 Watt zeigte mir mein Tacho während der Führungsarbeit. Ich war selbst überrascht, welche Perfomance an diesem Tag in meinen Beinen steckte. Ein weiterer Moment der mich beflügelte!

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Schneller Wechsel in die Laufschuhe und schon waren wir nur noch zu viert, es hieß also durchhalten und gemeinsam mit meinen drei Teamkameraden die übrig gebliebenen Körner zu mobilisieren, um diesen, auf dem Rad hart erkämpften dritten Platz zu halten. Meine Beine fühlten sich auch nach dem Wechsel erstaunlich gut an, nun war ich völlig euphorisiert, es konnte mich nichts mehr aufhalten, dachte ich. Weit gefehlt!

In der Penaltybox stand meine Startnummer auf dem Whiteboard, ich war gezwungen eine 15 Sekunden stop and go-Strafe abzuleisten. Warum? Ich hatte nach dem Radfahren vergessen den Helm in meine Wechselbox zu legen, stattdessen lag er zwischen den Rädern. Und so sah ich Team um Team an mir vorbei-, und meine drei Teamkollegen davonziehen. Die einzige Lösung war, hinzulaufen und genau darin versuchte ich mich. Mit aufgestellten Nackenhaaren, die Euphorisierung nutzend, ging es im Vollsprint zu meiner Mannschaft. Nach 500m waren wir wieder geschlossen unterwegs und da wurde mir klar, einer von uns ist schon stark angezählt. Nein, nicht ich! Ich war so gepusht durch meine Endorphinausschüttung, dass ich mich tatsächlich zügeln musste ruhig zu bleiben. Wer hätte das gedacht? In unserer Lage mussten wir uns am schwächsten Teammitglied orientieren und dieser schien kurz vor der Bewusstlosigkeit. Mit Windschatten geben und Schieben versuchten wir alles, um dranzubleiben. Dennoch verloren wir wieder Platz um Platz – als Team gewinnt und verliert man eben zusammen.

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Am Ende war es ein hart erarbeiteter neunter Platz, mit dem wir dennoch nicht zufrieden waren.

Das schöne am Ligabetrieb, eine Woche später hatten wir im nächsten Teamsprint die Möglichkeit es besser zu machen. Bis zum Laufen lief alles nach Plan, wir lagen sogar mit 25 Sekunden Vorsprung auf Platz 1 und auch hier waren wir wieder nur noch zu viert unterwegs. Doch dieses mal war ich derjenige mit dem „Quarkbein“. Die Jungs waren brutal schnell unterwegs, die 5km-Strecke schien für mich nicht enden zu wollen. Geschoben, nach vorne geschrien und völlig entkräftet, lag ich dann doch irgendwann im Zielbereich. Entledigt von einigem Magenballast, realisierte ich langsam, wofür sich die Schinderei lohnte:

Im zweiten Comebackrennen ein 2. Platz mit dem Team in der 2. Triathlonbundesliga. Sehr geil! Wie wird die Geschichte wohl weitergehen?

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Bis bald und Sport frei,

Euer Ali

[author image=“https://scontent-vie.xx.fbcdn.net/hphotos-xfp1/t31.0-8/11002704_10204885433749239_1935993570874570718_o.jpg“ ]Aljoscha Willgosch, Jahrgang 1988, zählte einst zu den großen Talenten des deutschen Triathlonsports, bevor ihn langwierige Verletzungen aus der Bahn warfen und zu einem vorläufigen Karriereende zwangen. Nach einigen Jahren packte ‚Ali‘ aber doch wieder die Leidenschaft und er will es wieder wissen. In seinem Blog wird er uns regelmäßig Up to date halten.[/author]

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