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Chefsache – mein WM-Trip in die Staaten

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Die IRONMAN 70.3-Weltmeisterschaften in Chattanooga-Tennessee – nach meinem erfolgreichen WM-Debüt im letzten Jahr an der australischen Sunshine-Coast wollte ich dieses Erlebnis, als Teilnehmer bei einer Weltmeisterschaft dabei zu sein, unbedingt wieder erleben. Obwohl ich bereits im Juli beim IRONMAN 70.3 in Budapest einen Slot für die WM bekommen hätte, habe ich diesen erst mal nicht genommen. Da ich das genaue Datum nicht kannte und dachte, es würde sich mit meinen anderen beruflichen Verpflichtungen überschneiden, waren die IRONMAN 70.3-Weltmeisterschaften in diesem Jahr erst mal kein Thema. Erst als ich sicher war, dass es sich zeitlich ausgehen wird, habe ich noch einen Quali-Versuch gestartet. Dieser gelang mir zum Glück Ende Oktober beim IRONMAN 70.3 in der Türkei und so war klar – ich werde zum ersten Mal in die Vereinigten Staaten von Amerika fliegen.

Doch im Gegensatz zum letzten Jahr hatte ich nicht so viel Zeit für die Vorbereitung. War ich im letzten Jahr insgesamt 22 Tage in Australien, gehen sich in diesem Jahr gerade mal 6 Tage aus. Dementsprechend kompakt ist auch das Programm hier. Auch könnten die sportlichen Voraussetzungen für eine Teilnahme nicht unterschiedlicher sein. Im letzten Jahr waren die Weltmeisterschaften mein absolutes Saisonhighlight, auf das ich ohne Kompromisse hintrainiert habe. Mein heuriges Jahr läuft anders – ich genieße es einfach, diesen Sport zu betreiben und mache das, was mir Spaß macht. Im Frühjahr hatte ich aufgrund von Motivationsproblemen beinahe 5 Wochen auf jegliches Training verzichtet, bevor ich es doch wieder angepackt habe. Dennoch ist die Saison für mich sehr zufrieden stellend gelaufen. Der bisherige Höhepunkt war ein spontaner Start beim Challenge Regensburg über die Langdistanz, wo ich mir mit einer Zeit von 9 Stunden und 29 Minuten eine neue persönliche Bestzeit holen konnte. Da dies nur 4 Wochen vor meinem Start hier in den Staaten passiert ist, kann man sich vorstellen, dass ich alles andere als perfekt eingestellt bin für das Rennen. Dennoch habe ich es gemeinsam mit meinem Trainer Markus Ressler geschafft, noch einige gute Reize zu setzen und zumindest mit passablen Radbeinen die Reise über den großen Teich anzutreten.

Am Dienstag war es also soweit. Über London nach Atlanta – insgesamt mehr als 11 Stunden im Flieger – oder sollte ich besser sagen, in der Boeing-Sardinenbüchse. Um etwa 21 Uhr Ortszeit landeten wir in Atlanta, wo ich mir dann noch mein Mietauto holte und mich auf die rund 200 Kilometer lange Reise nach Chattanooga, Tennessee machte. Da ich noch kein Internet hatte, musste ich auf eine Offline-Karte zurückgreifen, was zum Navigieren sicher nicht die beste Option ist. Starke Gewitter und die Tatsache, dass ich noch nie auf amerikanischen Straßen unterwegs war, machte die Fahrt nicht gerade zur lustigsten in meinem Leben. Als ich dann um etwa 1:30 früh nach etwa 30 Stunden Reise in meinem gebuchten Motel ankam, erst mal eine schlechte Nachricht. Booking.com hatte meine Reservierung storniert, weil meine Debit-Karte offenbar nicht funktionierte. Nach einigen Diskussionen und einem nächtlichen Anruf des Rezeptionisten war die Sache zum Glück geklärt und ich konnte mit meiner neuen Kreditkarte einchecken.

Dass das Motel, das auf den Fotos auf booking.com zwar simpel, aber recht ansehnlich aussah, sich als eine Ungezieferverseuchte, feuchte Kloake heraus stellte, habe ich um 2h früh zwar schon realisiert, doch ich war erst mal froh, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben. Dennoch brachte ich kaum ein Auge zu, ein permanentes quietschendes Geräusch, durch den Wind verursacht, raubte mir den letzten Nerv und Schlaf. Als ich am nächsten Morgen das Zimmer bei Tageslicht sah, war mir klar – ich muss hier raus!

Zuerst galt es für mich aber mal, mich zu sortieren. Das wichtigste war für mich mal, Internet zu bekommen. Durch das Unwetter gab es kaum WLAN, wenig überraschend funktionierte auch das in diesem Motel, das mich ein bisschen an diese typischen amerikanischen B-Movie Horrorfilme erinnerte, nicht. Nach einem Lebensmittel-Einkauf gelang es mir, mit meinen bekannt hervorragenden geografischen Kenntnissen einen Walmart zu finden. Dort erwarb ich eine Prepaid-Handy-Sim-Karte, von jetzt an war ich zumindest mobil.

Da lief die Kommunikation mit den sich auch hier befindlichen Österreichern gleich viel einfacher. Mit Lisa Hütthaler und die heimischen Triathlon-Legende Sabine Greipel bin ich ja bereits zusammen im Flieger gesessen. Lisa hatte mit ihrer Freundin Petra Dörr einen tollen Homestay bekommen und ihr amerikanischer Freund und Betreuer Tom, selbst begeisterter Triathlet, ist so etwas wie die gute Seele hier. Er verhalf mir dann auch zu einem neuen Quartier in dem Hotel, in dem er wohnt und so konnte ich nach zwei Tagen Wohngemeinschaft mit Kakerlaken, Dreck und Schimmel, ein kleines Paradies beziehen, das zwar ein paar Kilometer weiter vom Rennort weg ist, aber einfach sauber und schön und zum Wohlfühlen ist.

Sportlich gilt es hier für mich in erster Linie, meine Jetlag-geplagten Beine wieder in Schwung zu bringen. Die erste Radausfahrt verlief gleich einmal entmutigend. Der Radkurs ist mehr als WM-würdig. Nach wenigen Kilometern geht es in einem fünf Kilometer langen Berg, den auch wir Österreicher durchaus als Berg bezeichnen würden. Doch auch danach geht es ständig nur auf und ab und es rollt überhaupt nicht. Zumindest bei mir rollte es noch nicht. Doch zum Glück sind es ja noch ein paar Tage bis zur WM.

Gestern habe ich alle drei Disziplinen mal kurz durchprobieren können. Das Schwimmen im Tennessee-River ist ganz schön tricky – die Strömung ist enorm, auch wenn man uns im Race-Briefing gesagt hat, dass man diese noch reduzieren wird. Auch am Rad lief es minimal besser, auch wenn sich die Beine noch immer sehr schwer anfühlen. Ein kurze Koppellauf rundete das ganze ab. Das Laufen fühlte sich sogar noch am Besten an. Doch die Laufstrecke soll es angeblich ordentlich in sich haben. Ich werde sie mir vorher nicht anschauen, es ist ohnehin, wie es ist und irgendwie werde ich es schon schaffen, ins Ziel zu kommen 🙂

Zum Schluss dieses langen Beitrags möchte ich noch ein bisschen meine Eindrücke hier schildern. Chattanooga ist eine hübsche, für österreichische Verhältnisse, gar nicht so kleine Stadt. Die Leute hier sind grundsätzlich sehr zuvorkommend und hilfsbereit. Egal, wo man ist, man wird immer freundlich behandelt und es wird einem geholfen, wenn man darum bittet. Sport und IRONMAN haben hier eine große Bedeutung, den Leuten gefällt es und sie sprechen dich auch darauf an. Im Großen und Ganzen sind meine ersten Eindrücke hier positiv, wenn man mal von meiner ersten Quartierwahl absieht. Den heutigen Pre-Pre-Race-Day werde ich mal etwas ruhiger verbringen, bevor ich morgen meine finalen Rennvorbereitungen mache und die Mädels, die morgen am Start sein werden, anfeuern werde.

 

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