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Chefsache – trotz „Murphys Law“ ein geiler Tag beim Challenge Regensburg

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Mit Murphys Gesetz („Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen“) beginne ich meinen neuesten Blogeintrag zum Challenge Regensburg. Auch wenn es dann doch nicht so dramatisch war, wie es auf den ersten Blick klingt – denn: ich hatte einen genialen Tag bei der Premiere des Challenge Regensburg. Ein Tag, an dem ich nicht nur als rasender Reporter unterwegs war, den Triathlon von einer etwas anderen Perspektive erleben durfte (sozusagen als „Hybrid“ eines Athleten und Reporters) und nicht zuletzt einige Dinge, die ich an jenem Tag gelernt habe.

  • Ding 1: Respekt und Karma – wenn man einem Rennen nicht genügend Respekt entgegenbringt, es mit dem Wunsch zu starten, auch das Ziel zu erreichen, dann wird dich dieses Rennen auf seine Art „bestrafen“
  • Ding 2: Tapering macht Sinn
  • Ding 3: Ich bin ziemlich gut in Form 🙂
  • Ding 4: Regensburg kann definitiv Triathlon!

Aber beginnen wir mal von Anfang an. Der Entschluss, den Challenge Regensburg als Athlet und quasi als „Inside Reporter“ zu erleben, kam kurzfristig. Ich bedanke mich beim Veranstalterteam für die Möglichkeit und auch das Verständnis dafür, dass ich die Marathonstrecke dieses Mal nicht absolvieren würde. Kurz vor meinem Flug nach Australien und drei Wochen vor meinem Saisonhöhepunkt, der 70.3-WM an der Sunshine Coast, wollte ich mich nicht völlig zerstören. Doch der Wunsch, dieses Rennen selbst mitzuerleben, war so stark und so besprach ich mit meinem Trainer Markus Ressler, dass dies eine gute Möglichkeit wäre, noch ein richtig hartes „Abschlusstraining“ zu machen. Ich freute mich schon die ganze Woche auf diesen Abschluss, was aber nicht bedeutete, dass das Training irgendwie angepasst wurde. Motiviert wie ich war habe ich einige „Fleißaufgaben“ gemacht – aber alles im Rahmen. Mit dem gestrigen Tag komme ich in den letzten 16 Tagen immerhin auf mehr als 50 Stunden Training, inkludiert auch der IRONMAN 70.3 Budapest. Am Freitag lief ich noch eine schnellere Laufeinheit, die ich zwar so nicht am Plan hatte, jedoch einfach nicht widerstehen konnte – die Beine fühlten sich einfach so genial an. In Regensburg angekommen, setzte ich mich noch locker für 40 Minuten auf das Fahrrad, bevor ich eincheckte. Hier habe ich auch den absolut einzigen Kritikpunkt an die Veranstalter: BITTE lasst die Athleten in Zukunft die Räder mit einer Plane abdecken, wie es bei vielen anderen Veranstaltungen erlaubt ist. Die Räder kosten eine Menge Geld – niemand will es über Nacht im Regen stehen haben bzw. die Reifen stundenlang in der prallen Sonne.

Denn der nächste Tag empfing mich mit „Ding 1“. Als ich um 5 Uhr früh gut gelaunt in die Wechselzone kam, ging ich erst mal nicht zu meinem Rad, ich freute mich, unseren Partner Andreas Klingler vom Challenge Walchsee zu treffen und ich habe mich mit ihm angeregt unterhalten. Als ich dann irgendwann doch mal zu meinem Rad ging, sah ich, dass ich hinten einen Reifenplatzer hatte. Zum ersten Mal in 10 Jahren Triathlon ist mir das in der Wechselzone passiert. Bedingt wohl auch durch die pralle Sonne und die fehlende Abdeckung. Doch ich nahm es locker und ging zu den Jungs vom Bikeservice. Vielen Dank an Ingo Kutsche, der mir da schnell mit einem Zehner ausgeholfen hatte – ich wollte den Reifen unbedingt gleich bezahlen. Nach Montage achtete ich nicht darauf, welchen Gang ich drauf hatte – was sich im Nachhinein als großer Fehler erwies. Doch dazu später.

Die verlorene Zeit machte sich aber bemerkbar, denn nach Erledigung der obligatorischen anderen Tätigkeiten hatte ich nun keine Möglichkeit mehr, mich einzuschwimmen. Das machte mir aber eigentlich nichts aus, denn es gab schon viele Bewerbe, bei denen ich mich nur an Land aufgewärmt hatte. Doch nach dem Startschuss Punkt 6:30 wusste ich, dass ich vielleicht doch einmal kurz das Wasser aufsuchen hätte sollen. Von Beginn an wurde meine Brille auf dem rechten Auge mit Wasser geflutet, was mir als Kontaktlinsenträger natürlich so gar nicht gefällt. Also musste ich gleich 2-3x kurz halten, um das zumindest halbwegs in den Griff zu bekommen. Dadurch verlor ich gleich den Kontakt mit der Spitze und konnte nicht wie gewollt „voll reinhalten“. Was mich getröstet hat – es wäre heute auch nicht gegangen – zu müde war ich von den vergangenen beiden Wochen, mir fehlte einfach die nötige Spritzigkeit, um mein Tempo variieren zu können. So schwamm ich einmal kurz an der Seite von Erika Csomor, hatte aber keine Chance, das Tempo an diesem Tag mitzugehen. Nach dem Landgang war die Zwischenzeit noch ganz erfreulich, weil die erste Runde ja länger war, ich hörte, dass ich mich auf Platz 25 befinde. Diesen Platz konnte ich auch in etwa halten, als ich nach einer Stunde und einer Minute nach knapp 3,9 Kilometern aus dem Wasser stieg. Ein bisschen schockiert von der langsamen Zeit, fokussierte ich meine Gedanken aber schon auf das Radfahren. Ich nahm an, und so war es dann letztlich auch, dass die Zeiten generell nicht besonders schnell waren. So kam ich insgesamt auf die 35. Schwimmzeit (hintere Wellen inbegriffen), was bei rund 700 Teilnehmern unter den ersten 5 Prozent ist, und das passt für die Umstände schon mal.

Aber ich war motiviert für die Radstrecke. Mein Plan war, die ersten 90 Kilometer voll auf Druck zu fahren, weil ich einfach mal sehen wollte, ob ich im erweiterten Profifeld mithalten könnte. Der Plan wurde jäh durchbrochen, denn als ich auf das Rad stieg und gleich voll loslegen wollte, spürte ich einen heftigen Schmerz im Leistenbereich bzw. an der inneren Oberschenkelseite. Es war kein klassischer Krampf, sondern fühlte sich fast wie ein Muskelriss an. Ich war mit einem zu harten Gang losgefahren und offenbar gefiel das meiner müden Muskulatur so gar nicht. Ich hoffte, dass die nur ein kurzer Warnschuss war, doch ich konnte nicht mehr richtig treten. Ich schüttelte das Bein aus, fuhr stehend und hoffte, dass es sich endlich legt. Doch es wurde leider immer schlimmer – einige Athleten zogen an mir vorbei und fragten, ob alles OK sei – danke dafür – war es nicht, aber das war natürlich mein Problem. Nach einigen Minuten musste ich auf einer Brücke anhalten und vom Rad steigen. Ich konnte nichts tun, Ausschütteln brachte nichts, aber ich versuchte es zumindest. Etwas Stretching, aber nichts half wirklich. Ich war langsam etwas verzweifelt und dass natürlich jetzt Athlet um Athlet an mir vorbeizog, war auch klar. Ich erinnerte mich an eine Situation vor ein paar Monaten, als ich bei einem MTB-Training mit meinem Coach mal so einen ähnlichen Schmerz verspürt habe und Markus mir empfohlen hat, gleich nach Hause zu fahren. Dort hat sich der Schmerz mit der Zeit verzogen und ich konnte die Einheit, wenn auch nur locker, beenden. So stieg ich nach einer dreiminütigen Pause wieder auf das Rad und begann locker zu rollen. Ich fuhr die ersten 20 Kilometer aufrecht und nur mit dem kleinen Blatt. Zu meinem Pech ging es von Kilometer 10 bis 30 auch noch fast ständig bergauf – die gesamten Höhenmeter dieses Kurses lagen auf den ersten 30 Kilometern der Runde. Wie auf Eiern fuhr ich den Anstieg in der ersten Runde – auf den ersten 60 Kilometern verlor ich zwischen 20 und 25 Minuten auf die Spitze. Doch langsam, aber sicher begann sich der Oberschenkel zu beruhigen und ich konnte wieder härtere Gänge fahren. Auf der Abfahrt vom langen Anstieg war ich quasi zum ersten Mal wirklich im Rennen und von da an war auch meine Motivation wieder da. Die Jagd konnte beginnen. Da ich mich ja nicht für das Laufen zu schonen brauchte, konnte ich einfach loslegen. Und es ging richtig dahin. Ich konnte harte Gänge drücken und vor mit Athleten um Athleten einsammeln. Ich suchte immer sofort die Flucht nach vorne und hielt mich eigentlich keine Sekunde in einer Gruppe auf. Diese „Gruppen“ bestanden maximal aus 3 oder 4 Sportlern und waren unglaublich fair unterwegs. Ich habe das gesamte Rennen über (ebenso wie mein Vater, der als Fotograf unterwegs war) nicht eine einzige Drafting-Situation gesehen. Natürlich war das Starterfeld mit 700 Startern und mehreren Startwellen auch ordentlich aufgeteilt, jedoch glaube ich auch, dass hier auch mit 2.000 Startern ein faires Rennen möglich wäre. In der zweiten Runde konnte ich auch den Anstieg im „Renn-Modus“ fahren und auch dort einen Platz gut machen. Auch wenn ich bemerkt habe, dass die Anstiege zur Zeit nicht meine Kernkompetenz sind. Diese ist eindeutig auf den flachen Abschnitten zu finden. Hier konnte ich letztlich auch zu den besten Damen aufschließen und mich dann auch noch etwas absetzen.

Am Ende spürte ich dann doch die Müdigkeit, sie machte sich vor allem in der Trittfrequenz bemerkbar. Gefühlt waren das heute 4 Stunden Kraftausdauertraining. Meine Gänge wurden immer schwerer, doch zum Glück konnte ich sie drücken. Als es dann von der zweiten Runde endlich zum Zubringer Richtung Regensburg ging, war ich aber doch froh, dass dieser „Trainingstag“ bald sein Ende finden würde. So froh, dass ich wohl kurz die Konzentration verloren habe. Ich maße mir ja an, ein technisch recht guter Radfahrer zu sein, aber in einem der letzten Kreisverkehre ging mit einfach das Talent bzw. die Straße aus. Ich dachte, ich könnte den Kreisverkehr locker in Aero-Position fahren, habe aber offenbar den Lenkpunkt verpasst und raste auf die Randsteine zu. Ein seitlicher Drift, bei dem jeder Speedway-Fahrer neidisch würde und ein akrobatischer Sprung über das Bankett ließen mich das ganze noch irgenwie abfangen. Mit beiden Beinen aus den Pedalen schossen mir links und rechts kurz die Krämpfe ein. Ein bissl geschockt, aber mit einem Lächeln und einem OK-Zeichen an die Zuschauer setzte ich mich wieder in Bewegung. In dem Moment ging die Führende Dame Kathrin Walther an mir vorbei und ich beschloss, so kurz vor der Wechselzone keine Macho-Spielchen zu machen und fuhr die letzten 3 Kilometer hinter ihr und dem Führungsmotorrad – man kann also wirklich behaupten, ich wäre hautnah im Geschehen dabei gewesen. So beendete ich das Rennen auf dem 20. oder 21. Gesamtrang liegend in der zweiten Wechselzone. Das war eigentlich das, was so ein bisschen mein „Ziel“ vor dem Bewerb gewesen ist. Dass ich es trotz der großen Schwierigkeiten und dem damit verbundenen Zeitverlust geschafft habe, freut mich umso mehr. Die insgesamt 35. Radzeit ist unter diesen Umständen wirklich gut. Bei der Analyse der Zwischenzeiten später im Rennen sah ich, das ich da im erweiterten Profifeld durchaus in Schlagweite war – das gibt mir enormen Auftrieb. Als ich mir in der Wechselzone in Ruhe meine Espandrillos, mein T-Shirt und meine Skinfit-Freizeitshort anzog, bedankte ich mich noch bei den Helfern für ein tolles Erlebnis und meldete brav meine Aufgabe beim Kampfrichter. Den Rest des Marathons verbrachte ich an der Strecke, unterbrochen nur von einigen Pausen an der Eisdiele und freute mich über einen tollen Tag in Regensburg.

Mittendrin statt nur dabei - die Führende Dame Kathrin Walther im Blick

Mittendrin statt nur dabei – die führende Dame Kathrin Walther im Blick

Somit waren die Dinge 1-3 abgeklärt – JA, Murhphy hat mich bestraft und ich die Strafe demütig angenommen. Tapering macht definitiv Sinn, denn die Müdigkeit und fehlende Spritzigkeit war in den mehr als 6 Stunden meines Bewerbs deutlich zu spüren. Ja, ich bin ziemlich gut in Form – der Radpart, von den ersten 30 Kilometern abgesehen, lief für mich sensationell gut und das Schwimmen war auch solide.

andi-regensburg3Somit kommen wir zu Punkt 4 – Regensburg kann Triathlon – Punkt! Triathlon-Deutschland hat seit dem 14. August ein Highlight mehr. In meinem letzten Beitrag habe ich ja schon beschrieben, dass Regensburg ein schwieriges Pflaster für Triathlon war in den vergangenen Jahren. Das Team um Thomas und Sonja Tajsich haben es aber geschafft, nicht nur eine Akzeptanz, sondern auch eine Begeisterung für dieses Rennen zu schaffen. Auch wenn man das Rennen von der Anzahl der Fans natürlich noch nicht ansatzweise mit Roth vergleichen kann, so konnte ich doch ein bisschen den „Roth-Spirit“ verspüren. Stimmungsnester mit begeisterten Zuschauern, die dich frenetisch angefeuert haben, lachende Gesichter und auch eine gut besuchte und enthusiastische Innenstadt haben die Premiere des Rennens zu einem Triumph für die Veranstalter, die Sportler und den Triathlonsport als Gesamtes gemacht. An jeder Ecke dieser schönen Stadt sah ich in den zwei Tagen, die ich in Regensburg verbracht habe, freundliche und neugierige Gesichter und man konnte wirklich spüren, dass sich die Leute auf dieses Event freuen. Als Beispiel dafür ein handgeschriebener Zettel von meiner Zimmervermieterin, der am Renntag vor meiner Tür lag. Das ist mir noch nie passiert und ich habe mich wahnsinnig gefreut – und JA, ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich wusste, dass ich nicht finishen werde 😉 Fazit: Der Challenge Regensburg ist ein fantastisch organisierter Bewerb mit einer Strecke, wo die Distanzen mehr als korrekt sind 3,86/182 und angeblich auch korrektem Marathon. Die Strecke sieht auf dem Papier schnell aus, ist es aber nur bedingt. Wer unbedingt eine Fabel-Bestzeit haben will, der muss sich ein anderes Rennen suchen, wer aber absolut ehrlichen, stimmungsvollen Triathlon und eine einzigartige Finishline erleben will, der sollte keine Zeit verlieren und sich für den Challenge Regensburg 2017 anmelden.

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