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Chris Dels – der etwas andere Dopingfall

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In den letzten Tagen wurde viel berichtet über den deutschen Agegroup-Hawaii-Sieger Chris Dels, der aufgrund der Anwendung einer verbotenen Methode (Infusion) eine Dopingsperre von 14 Monaten ausgefasst hatte. Auch sein Titel wurde ihm entzogen.

Was war passiert? Im April 2019 reiste Dels zum IRONMAN Texas an, zwei Wochen früher, um sich zu akklimatisieren. Dort dürfte ihn ein Magen-Darm-Virus erwischt haben und so entschied er sich, sich ärztlich behandeln zu lassen. Im Zuge dieser Behandlung erhielt er eine Infusion mit Nährstoffen. In dem Bewusstsein, nichts Unrechtes zu tun, postete Dels sogar in den sozialen Medien, dass er eine Infusion bekommen hatte.

Tatsächlich stellt diese Methode aber eine Verletzung des WADA-Codes dar, denn Infusionen über 100 Mililiter innerhalb von 12 Stunden sind verboten. Eine Ausnahme stellt nur eine medizinische Indikation im Rahmen eines Krankenhausaufenthalts dar. Da Dels sich aber nicht im Krankenhaus, sondern bei einem lokalen Arzt behandeln ließ, verstieß er gegen den WADA-Code.

Grundsätzlich gilt im Sport wie auch im Leben das Motto „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“ und so muss Dels dieses Urteil und die Konsequenzen auch akzeptieren. In einem Facebook-Video geht der Deutsche auch sehr offen damit um und weiß, dass er hier einen Fehler gemacht hat. Jemand, der um Agegroup-Weltmeistertitel kämpft, der muss eben auch die Regeln des Sports kennen.

Infusionen im Ziel – legal oder illegal?

Wir haben einige Nachrichten bekommen und auch Kommentare von Sportlern gelesen, die sich fragten, wie das nun rechtlich mit einer Infusion im Finisherzelt aussieht. Selbst für erfahrene Sportler und auch für uns als Redakteure ist das Reglement nicht immer eindeutig. Deshalb haben wir beider österreichischen NADA nachgefragt, die uns immer wieder mit fachlichen Auskünften behilflich ist.

Sportler, die im Ziel kollabieren und/oder erschöpft ins Medizinzelt gebracht werden, erhalten oft eine Infusion. Hier muss der anwesende Arzt entscheiden, ob es zur Infusion keine sinnvolle medizinische Alternative gibt. Wenn er sich dafür entscheidet, einem dehydrierten oder kollabierten Sportler eine Infusion zu verabreichen, dann stellt das im Prinzip eine medizinische Indikation dar, die erlaubt ist.

Sportler des Testpools sollten sich dafür auf alle Fälle im Nachhinein eine medizinische Ausnahmegenehmigung geben lassen. Eigentlich sollten dies auch alle Nicht-Testpool-Athleten machen, da sie dann bei einer eventuellen späteren Dopingkontrolle genaue Angaben machen können. Theoretisch könnte nämlich sogar eine Kommission der NADA im Nachhinein entscheiden, ob die Behandlung wirklich medizinisch notwendig und somit rechtens war. In der Praxis dürfte der Nachweis hier allerding schwierig sein.

Prinzipiell muss man wissen, dass alle Infusionen über 100 Mililiter innerhalb von 12 Stunden eine Verletzung des WADA-Codes darstellen. Der Grund für die strenge Handhabung liegt darin, dass man so natürlich Nährstoffe auf einem unnatürlichen Wege viel schneller in den Körper bringen könnte, was nicht dem Sinn des Sports entspricht, auf der anderen Seite wurden Infusionen in der Vergangenheit oft dazu verwendet, zu verschleiern. Eine schnelle Infusion brachte den Hämatokritwert im Blut in wenigen Minuten um einige Prozentpunkte nach unten.

Um dies zu verhindern, entschied sich die WADA vor einigen Jahren, Infusionen generell als verbotene Methode anzusehen.

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