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Schlagi’s Blog: Ironman World Championship Hawaii 2013

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schlagi1Eines könnt ihr mir glauben, es fällt verdammt schwer die Emotionen des Racedays in Kona in Worte zu fassen!!! In den ersten beiden Tagen ists mir noch überhaupt nicht gelungen und ich befürchte jetzt wirds auch nur bedingt funktionieren 😉

Emotionen… Einfach in der dritten Saison nach erst einem Ironman bei den Ironman World Championships am Start zu stehen alleine, konnte ich bis einen Tag vorm Wettkampf, als ich das Rad in die berühmt berüchtigte Wechselzone am Kona Pier geparkt habe nicht realisieren! Und jetzt soll das mit einem Vize-Weltmeistertitel in der M18 funktionieren?! Aber Leute – ihr machts möglich, dass ich wirklich ansatzweise kapier was das für eine Leistung ist! Die Resonanz vor allem auf Facebook aber auch per SMS, WhatsApp, Skype oder Telefon war so gewaltig, dass sie mich fast erschlagen hat!!! Unglaublich wie sehr es anspornen kann, wenn Leute hinter einem stehen – bei jeder Zeitnehmungsmatte hab ich dran denken müssen wie ihr daheim mitfieberts und ich nicht allein durch die Lavawüste fahr!!! Danke für die zahlreichen Glückwunschbotschaften!!! Ich hab mich über jede einzelne so sehr gefreut, ihr könnts euch nit vorstellen! Und jetzt versuch ich möglichst sachlich zu berichten, was am 12. Oktober so passiert ist 🙂

Bekanntlich knapp gings (nachdem ich in der letzten Nacht dann doch wieder sehr gut geschlafen hab) wie immer zum Start, nur kein Stress in der Früh beim Frühstück! Nach dem Bodymarking (das by the way genau 100m schwimmen gehalten hat, daher der blaue Fleck auf der Schulter bei den Fotos) war ich um ca. 6:15 Uhr beim Rad und konnte den Profistart eine Viertelstunde darauf direkt und hautnah mitverfolgen!!! Motivation 🙂 Ich fühlte mich locker, war überhaupt nicht nervös – auch die Grundanspannung war nicht höher als bei einem Volkslauf – sollte mir des Sorgen machen?!?! Das ist aber nur ein Gedankenspiel welches ich jetzt im nachhinein führ! Wenns mir Sorgen gemacht hätte, wär ich ja „eigentlch“ wieder nervös gewesen 😉 Aber ich verred mich schon wieder in Nichtigkeiten… drum zum Start!!!

Ein imposantes Bild bietet sich vom Helikopter! Eher – von Schwimmer-Sicht aus gesehen – auf der linken Seite bin ich gestartet, nachdem ich davor beim Warten noch eine viertel Stunde Zeit gehabt hab Fische zu schaun – Ne Joke: Es war bereits vor dem Start ein Gerangel um die erste Reihe aus der ich unbedingt starten wollte! Aber ich schaffte es meinen Platz zu verteidigen bis sich die Guys auf den Surfbrettern, die zuvor noch quer standen, auf einmal in Schwimmrichtung drehten: Ich wusste jetzt kommt in ein paar Sekunden der Startschuss! Noch ein paar kurze Brustzüge (mit den Gedanken: Geilgeilgeil!!! Kona! WM! Oder wies Edi Finger sagen würd: I werd narrisch!!! Endlich am Ziel der Träume eines jeden Triathleten – jetzt gehts los!!!) und dann machts an Klescher und der größte Whirlpool der Welt war in Betrieb: Über 2000 Athleten brachten den Pazifik zum Brodeln und ich mittendrin statt nur dabei – aber halt mal… wo sind die Schläge und Watschen?! Super bin ich weggekommen und konnte mir genügend Platz verschaffen, zumindest die ersten 500m. Dann wurde das Feld von der linken Seite mit der von der rechten zusammengeführt – schaut nicht nur aus der Luft so aus als ob die zwei Spitzen im Wasser zusammenkrachen – fühlt sich auch so an: Ein Schlag hier, ein Tritt da und ein Kratzer von den Wettkampfarmbändern und Uhren dort… Aber auf das hab ich mich eh eingestellt! Ab 1,5km schaltete ich bewusst einen Gang zurück, einerseits weils eh nicht schneller ging, da ich eingebaut war in der Meute und andererseits weil ich Böses ahnte, als ich schon das Boot, das die Wende markierte, sah und immer noch so viele Leute um mich herum waren – Autsch. Richtig geahnt: Man spielt ja immer mit Superlativen: „So wild ist noch nie zugangen“ oder „soviel hab ich beim Schwimmen noch nie einstecken müssen“ usw. und ihr könnt mirs glauben oder nicht… ich sags trotzdem: Genau so wars bei der Wende – einfach Autsch ums kurz zu machen… wo du dir Frage stellst: Warum mach i denn so an Sch…. :-)… bis zum Austieg zurück war ich dann immer wieder in Tumulte verwickelt, es kam etwas Wellengang dazu (aber überhaupt nicht schlimm), aber ich konnte meinen guten Zug durchhalten, auch wenn die Arme immer schwerer wurden. Und so blieb ich mit meinen 1:04 super im Plan, der besagte, dass 1:05 oder knapp darunter möglich und spitze wären! Super getimet!!! Apropos Plan: Gutes Stichwort fürs Radfahren!

Den hab ich über den Haufen geworfen!!! Wie diejenigen, die gepannt vor dem Athlete Tracker gesessen haben, ja wohl mitbekommen haben 😉 Sorry, dass ich eure Nerven ein wenig strapaziert hab, aber ich hab mir beim Schwimmen überlegt, warum nur schnell Wechseln, die ersten paar km werd ich am Rad auch gleich ein bisschen rausattackieren! No risk no fun – so schnell komm ich nicht wieder nach Hawaii und wenns nicht aufgeht, hätt ich wenigstens gleich volé furtgehn können um Mitternacht von der Finishline, wenn ich ins Ziel komm 🙂 Und dieser beinahe jugendliche Leichtsinn wurde sowas von belohnt, wie man sieht 🙂

Bin ich also mal so dahingefahren und so und ja und überhaupt. Wummwummwumm… ich weiß nicht mit was für einem Sound man sonst ein Überholmanöver beschreibt… aber auf den ersten Kilometern bin ich mehr an der Mittellinie gafahren als recht außen – ein einziges Überholmanöver wars (insgesamt machte ich ja beim Radeln fast 600 Plätze gut – war mein Schwimmen doch schlecht?!?! haha). Ziel war es auf eine gut laufende Gruppe aufzufahren: Aber es kam noch besser… ich formierte eine! Und ich wählte das Tempo so, dass nur Leute mitfuhren, die auch wirklich radeln konnten! Als es soweit war, wurde rotiert – und das sehr fair! Dann bemerkte ich doch, dass ich natürlich schon viel investiert habe und beschränkte mich mal auf das hintere Drittel der zu diesem Zeitpunkt 6-Manngruppe! Und Amerikanische Wettkampfrichter wissen mein faires Fahrverhalten zu schätzen und geben für den Abstand den ich hielt einen Daumen nach oben und ein nettes Lächseln im Gegensatz zu den Österreichischen! 😉 Im Endeffekt war es dann aber doch wieder eine anstrengende Art und Weise zu fahren als die Gruppe größer wurde, da ich immer wieder Löcher schließen musste die andere Aufrissen, die das Tempo dann doch nicht halten konnten! Darum beschloss ich Hawi rauf gegen de Wind wieder von vorne mein Tempo zu fahren, um dieses Fahrtenspiel mit allzu hohen Wattspitzen zu vermeiden! Hawi – der Turnaroundpoint – war erreicht und nun gings abwärts! Ich wusste dass ich auf die AgeGroup-Spitze ca. einen Rückstand von 12 Minuten hatte – hab ich rausgestoppt und motivierte mich sehr! Trotzdem sah ich hinunter keinen Sinn von vorne zu fahren und sah mir das regelrechte Trauerspiel von hinten an!!! Mein 15 Meterabstand war immer noch eine Rollerpartie, weil sich vor mir dann ca. 30 Leute zusammengesammelt hatten, die in 2er und durchs Überholen teilweise sogar in 3er Reihe fuhren – Unglaublich!!! Abstände wurden auch nicht eingehalten! Einige Athleten liesen sich mit dem gleichen ungläubigen Kopfschütteln wie ich auch zurückfallen! Wenigstens gibts noch ein paar liebe Kerle! Nehm mal das Lob für die Wettkampfrichter wieder zurück – wo wart ihr?! 😉 Trotzddem sah ich im davonfahren aus der Gruppe bergab keinen Sinn!

Dann gings durch Kawaihae, welches mit einem längeren Anstieg endete! Und das hab ich anfangs fast verschlafen, weil ich sowas gruppenmäßiges ja nicht kenn, bis ich mich auf die Tour de France Übertragungen zurückerinnerte und mir einschoss: Nach vorn fahren und eine gute Position suchen, falls die Post abgeht! Also mal vorbei an allen und das fühlte sich so locker, leicht und einfach an, dass ich gleich beschloss das Tempo bis zur Kuppe durchzuziehen und drücberzudrücken! Auf einmal alle weg, bis auf ein Belgier mit dem ich die letzten 60km im Wechsel überaus fair und von einem Marshall-Motorrad begleitet voll durchzog und dabei auch Matthias Buxhofer überholte, der nicht mitging, womit ich auch wusste, dass ich momentan zumindest schon 2. bester Österreicher war! Nur vom eine halbe Stunde vor mir bei den Pros gestarteten Dominik Berger wusste ich keinen Zwischenstand!

Mittlerweile hab ich mir ja wirklich Gedanken über die Radzeit machen können! Vielleicht hab ichs noch nicht voll realisiert, aber wen ich da alles stehen hab lassen können, ist auch nicht schlecht und macht mich sowas von stolz!!! Ich fuhr im Endeffekt nur 13 Minuten langsamer als der Schnellste (Andi Starykowicz, Weltrekordhalter damals mit 4:04 in Florida) und knapp über 12 Minuten hinter dem europäischen Überflieger Sebi Kienle (bin übrigens auch von 140-160km einen schnelleren Split als er gefahren :-)). Ungefähr die gleiche Radzeit wie ich fuhren zum Beispiel Eneko Llanos und Timo Bracht, langsamer um 6 Minuten war der dreifache Weltmeister (2011,2009,2008) Craig Alexander, der Vorjahresweltmeister Pete Jacobs und auch Bart Aernouts, der aktuelle Duathlon Europameister fuhr um 5 Minuten langsamer, um nur ein paar zu nennen! Klingt arrogant, ist aber so 🙂 Die 14. Radzeit ist einfach das, was mich an diesem Tag am allerstolzesten macht, vielleicht noch mehr als die Gesamtzeit und die Silbermedaille!!! Es war ein Spiel mit dem Feuer und ich habe mich nicht verbrannt, wie ihr bei meinem Marathon Bericht gleich hören werdet!

Bitter war nur, dass ich beim Radeln bereits ab km70 ca. begann etwas mit einer Blase zu kämpfen… zuerst nicht so schlimm… aber ab km100 brannte es schon höllisch. Vielleicht war die Taktik ja einfach mal nur voll draufdrücken, damits nicht so weh tut 🙂 Sorgen machte mir dann natürlich schon ein bisschen das Laufen.

Vom Rad abgesprungen, lief ich barfuß in die Wechselzone… oh-oh. Das wird spannend. Im Zelt erwarteten mich bereits 3 Herren: Was tut ihr den da?! Der eine nahm mir mein Wechselsachen mit den Laufutensilien weg: Heee Hawi, wos geht mit dir?! 😉 Aber dann bemerkte ich, dass ich so weit vorne war, dass die mich quasi umzogen 🙂 Mein Wechselsackerl wurde ausgepackt, während ich meinen Anzug vom Schwimmen und Radeln auszog, wurde ich bereits von einem mit Suncream eingeschmiert und ein anderer versorgte meine Blase mit Eis… Luxus pur den man da hat 😉 Als ich dann weglief mit Socken und Laufschuhen und mir 1000e Fans entgegen jubelten war mal der ganze Schmerz verflogen! Einfach nur mehr schön die ersten Kilometer… den ganzen Alii Drive hinaus und wieder zurückherein eine Traumstimmung. Zudem wusste ich, dass ich in meiner AK führte und im Age-Grouprennen 10. war.. Gesammt war ich 41. Kurzweilig wars, weil ich auch das Profirennen beobachten konnte… was ganz besonderes! Die besten der Welt (auch wenn manche erst Radfahren lernen müssen, haha ;-))) und näher als man selbst ist keiner am Renngeschehen! Und es ging locker von der Hand…der erste 10er in 42 Minuten! Ohne große Anstrengung, da ich versuchte das Ganze nicht zu schnell anzugehen und mich von Anfang an gut an den Laben zu versorgen! Nach 16km gings über die berühmte Paliani Road steil hinauf auf den Highway. Der ging zu Beginn auch noch locker von der Hand, der erste Halbmarathon war knapp über 1:30. Das ist schon mal so ein Zeitpunkt wo man ein bisschen rechnen beginnt: Sub9 auf Hawaii… na oder?! geht sowas für einen Rookie?! Anscheinend schon! Aber das hab ich mal ganz schnell wieder auf die Seite geschoben, man erinnere sich an Klagenfurt, wie es von einem auf den anderen Moment auf einmal ausschauen kann! Dann begegnete ich Dominik Berger, als ich ins Natural Energy Lab einlief – auf die Uhr geschaut – durchgelaufen – wieder Uhr gschaut… Yes, bester Österreicher.. 4 Minuten Vorsprung 🙂 Aber leider hab ich bereits davor bemerkt, dass – neben den immer noch vohanden Problemen mit der Riesenblase am Vorfuß – es jetzt schwer werden wird, kurzer Schwindelanfall und schwere Beine waren schon da, aber hab das Ganze bei einer Labe wieder wegbekommen mit viel Cola, Iso und Wasser… von da weg wurde wieder nur von Labe zu Labe gedacht!!! Möglichst viel trinken! Ab km35 begann dann wieder mein Kampf und bis km39 wars ein schlimmer welcher!!! Leider wurde ich dabei auch vom Sieger in meiner Altersklasse den beiden besten Österreichern wieder überholt und konnte in dieser Phase des Rennens nicht kontern… Die letzten 3km gabs wieder Gasgasgas!!! Der Kampfgeist war stärker als die Strapazen des Tages!

Der Lohn dafür das Geilste was ich jemals erleben durfte!!! Zieleinlauf am Alii Drive – Das woran man bei 6 Stunden Radeiheiten, teilweise in strömenden Regen diesen Sommer, oder schlecht laufenden Schwimmeinheiten sowie 2-Stundenläufen denkt!!! An Klagenfurt kann ich mich zwar nicht mehr zu 100% erinnern… aber das am Samstag war einfach unglaublich! Unter Tränen (oh mein Gott, allein wenn ich dran denk kommens schon wieder) gings über die letzten Meter! Die Straße gesäumt von einer tobenden Menge! Hammer!

Und thats it… my Hawaii Story… jetzt dann doch mehr geschrieben als Bildbericht… aber gute abschließende Worte, die auch den Rennenverlauf wiederspiegeln: Es kommt oft anders als geplant!!! Foto (c) Erwin Huss/Facebook

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