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Zu früh gefreut – Triathlet wird Marathon unter 2 Stunden laufen

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Für Schlagzeilen sorgten in den letzten Monaten die Sportartikel-Hersteller Adidas und Nike mit ihren Ambitionen, zum ersten Mal die Schallmauer von 2 Stunden auf den Marathon zu durchbrechen. Die aktuelle Bestzeit des Kenianers Dennis Kimetto von 02:02:57, aufgestellt 2014 in Berlin, soll bald Geschichte sein. Vor allem Sportartikelhersteller Nike hatte zuletzt schon konkrete Pläne, vorgestellt, diesen riesigen Sprung von fast 3 Minuten zu schaffen.

Beim „Breaking2“-Projekt will man auf dem Formel1-Kurs von Monza mit den schnellsten Läufern der Welt und einem Vorausfahrzug mit riesiger Zeittafel das unmögliche schaffen. Selbstverständlich mit einem Spezialschuh, den es nicht zu kaufen geben wird. Ein Testlauf über die Halbmarathon-Distanz sei schon erfolgreich gelaufen, hieß es aus Kreisen des amerikanischen Sportartikel-Pioniers. Just, als die Pläne konkreter wurden und der Termin für das Projekt im Mai einen konkreten Zeitrahmen bekam, könnten all diese Pläne schon für obsolet erklärt sein.

Das in Österreich ansässige Triathlon-Fachmagazin triaguide hat sich der Sache angenommen und in den Osterfeiertagen seine letzten erfolgreichen Tests absolviert. Das Ziel des Magazins ist es, nicht einen kenianischen Läufer, sondern einen österreichischen Triathleten diese noch nie da gewesene Schallmauer durchbrechen zu lassen.

Dabei spart man ebenfalls nicht an Innovationen. triaguide-Herausgeber Andreas Wünscher dazu. „Wir haben überlegt, wo wir das ganze Projekt umsetzen können. Als in Österreich ansässiges Unternehmen ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, dies in unserem Heimatland zu versuchen. Leider ist der Formel 1-Kurs in Spielberg deutlich zu hügelig, um einen ernsthaften Versuch zu starten“.

Deshalb habe man sich für eine Indoor-Variante entschieden. Man wird den Rekordversuch auf einem Laufband absolvieren. Auch auf dem Materialsektor hat man nichts dem Zufall überlassen und setzt auf ein umgebautes Schuhmodell der Marke „Rollerblade“.

„In der Sportindustrie kommt alles in Wellenbewegungen. Diese Art von Sportgeräten war in den 90er-Jahren der große Hype, bis es quasi von einem Tag auf den anderen vergessen wurde. Danach kamen die gestützen Schuhe, dann ging es wieder zurück auf puristische Schuhe ohne Stützen. Wir folgen nur dem Trend und schließen nicht die Augen vor Innovationen“, so Wünscher.

Der Prototyp des „triablade“

Ebenfalls neue Wege gehen will man dabei in der Vermarktung. Im Gegensatz zu den etablierten Laufschuhherstellern, deren Spezialmodelle nicht in den Handel kommen sollen, geht man bei triaguide andere Wege. „Was bringt es uns, einen hochgezüchteten Prototypen zu generieren, wenn wir dann nix davon haben? Der Schuh ist quasi marktreif und wird natürlich in Kürze in unserem Onlineshop erhältlich sein – für 999,- Euro ein Schnäppchen – er hält mehrere Tausend Kilometer“, so der stolze Mitentwickler.

Doch was treibt ein Triathlon-Magazin dazu, einen solchen Versuch zu unternehmen? „Ein rein wirtschaftlicher Schachzug. Wir sind mittlerweile fast 10 Jahre auf dem Markt und weder Adidas noch Nike haben in dieser Zeit bei uns inseriert. Wir können ihnen diese Marketing-Bühne jetzt nicht so ohne Weitereres überlassen.“

Auf die Einwände, Versuche auf Formel1-Strecken oder auf dem Laufband würden diese Rekorde quasi künstlich werden lassen, reagiert der Editor in Chief gar leicht gereizt: „Wenn ich das schon höre. Natürlich kann man sagen, wir treten der Historie des Marathonlaufs und der gewachsenen Leistungsentwicklung in den Städtemarathons mit Füßen. Doch das ist doch alles nur Papperlapap. Da fehlt ja jede Standardisierung. Zwischen den Triathlon-Weltbestzeiten, die in Roth 2011 und 2016 aufgestellt wurden, herrschten zum Beispiel ganz andere Temperaturen und Windstärken – andere Rennen waren angeblich sogar kürzer. Also kommt mir bitte nicht damit – wir wollen dem Sport einen Dienst erweisen und einen wirklich gerechten Standard setzen“.

Wer der Athlet sein wird, der den Rekordversuch unternehmen wird, darüber war man sich selbst lange im Unklaren. Entschieden hat man sich letztlich für den 65-jährigen Ultra-Triathleten Johann Wünscher. Warum kommt man gerade auf ihn? „Eine pragmatische Entscheidung. Hans ist ein zacher Hund und hat Indoor schon unglaubliche Sachen geleistet. Zudem kann ich mir, weil er mein Vater ist, sicher sein, dass er nicht mit irgendwelchen Pferde-Wachstumshormonen vollgepumpt ist“. Dass Hans im Moment wegen Hüftproblemen kein Lauftraining absolvieren kann, soll dem Projekt jedenfalls keinen Abbruchgrund geben.

„Wir trainieren für das Projekt ganz anders. Wichtig ist hier die Standfestigkeit. Hans wird sich schließlich an den Seiten am Laufband festhalten, um den Pace optimal und konstant hoch zu halten. Deshalb habe man den Großteil der Vorbereitung im Schwimmbad verbracht. Vor allem Butterfly-Serien waren an der Tagesordnung, um die Muskulatur für den Haltevorgang gleichmäßig gut zu halten.

Vor zwei Wochen gab es bereits einen geheimen Test in einem Grazer Fitness-Center. „Hans ist nur mit rund 60 Prozent gelaufen, wir konnten den Marathon in 02:06:35 beenden. Dort endeten leider auch die technischen Möglichkeiten des Laufbandes, denn bei 20 km/h ist Schluss.

„Es ist zum Verzweifeln. Heimat bist du großer Sportstätten. Wir hätten den Rekord längst auf Schiene, aber in ganz Graz findest kein Fitness-Center, wo es Laufband mit mehr als 20km/h Laufleistung gibt“, so ein leicht resigniert wirkender Projektleiter.

Doch aufgegeben wird bekanntlich nur ein Brief: „Wir sind in guten Gesprächen und zuversichtlich, dass wir noch im April ein geeignetes Laufband gefunden haben“.

Eventuell vorhandene Satire ist kostenlos, aber nicht umsonst 😉

 

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