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Allgemein

Ironman Klagenfurt – eine etwas andere Betrachtungsweise

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Eine statistische Aufarbeitung von Mag. Thomas Doblhammer

Der Ironman Klagenfurt 2012 war ja in vielerlei Hinsicht ein Bewerb der „Extreme“. Der Langzeitsieger Marino Vanhoenacker fehlte heuer an der Startlinie, die Temperaturen führten erstmals zu einem Neoprenverbot auf der Schwimmstrecke, die äußeren Temperaturen lagen näher bei 40°C als bei 30°C.

Betrachten wir den Ironman Klagenfurt ein wenig mit den Zahlen:

Letztes Jahr stellte der Belgier Marino Vanhoenacker einen neuen Langdistanzrekord mit der Zeit von 7:45:58 in Klagenfurt auf. Der Deutsche Faris Al-Sultan, Sieger 2012, erreichte eine Zeit von 8:11:31 und war damit um 25min und 33sec langsamer. Dies entspricht einer um etwa 5,2% langsameren Endzeit.

Mary-Beth Ellis, Siegerin 2011 in einer Zeit von 8:43:35, war ebenfalls deutlich schneller als Linsey Corbin, Siegerin 2012 in 9:09:58. Die zeitliche Differenz beträgt hier 26min und 23sec – also etwa 5% langsamer. Doch eine sehr große Ähnlichkeit zu den Herren!

Insgesamt waren etwa 250 Herren sowie 30 Damen sowohl 2011 als auch 2012 im Ziel des Ironman Klagenfurt – schauen wir uns einmal an wie sich hier die Zeiten verändert haben:

Schwimmen fand 2012 ohne Neopren statt – also ein interessanter Vergleich wie viel denn dieser „Kälteschutzanzug“ bei der Schwimmzeit hilft. Nur 3 Herren schafften eine schnellere Schwimmzeit 2012 gegenüber 2011 wobei diese drei im Vorjahr Schwimmzeiten von 1h26min bis 1h59min hatten). Die restlichen Vergleichsstarter waren im Mittel etwa 15min langsamer gegenüber dem Vorjahr. Die Bandbreite reicht dabei von knapp 2min langsamer bis zu 43min langsamer. Auffällig ist dabei allerdings, dass jene Vergleichspersonen, welche 2012 unter der 10h Gesamtzeit geblieben sind (22 Athleten) im Mittel nur 7min langsamer geschwommen sind. Dies zeigt wieder einmal, dass bessere Schwimmer weniger Schwimmzeit durch einen Neoprenanzug gewinnen – ich weiß, keine neue Erkenntnis, aber dennoch wieder einmal eine Bestätigung. Bei Teilnehmern über 13h Gesamtzeit 2012 betrug die mittlere langsamere Schwimmzeit 19min (76 Personen).

Bei den Damen waren alle Vergleichspersonen langsamer als 2011 – im Mittel etwa 12min. Die Streuung reicht dabei von 4min langsamer bis 26min, auch hier die Tendenz, je länger die gesamte Bewerbsdauer war, desto größer war die tendenzielle Verschlechterung der Schwimmleistung ohne Neopren.

Beim Radfahren stiegen die äußeren Temperaturen sehr rasch an, wobei einen Teil der ersten 90km die Kühlung durch das Schwimmen dies sicher noch kompensieren konnte. Aber spätestens auf dem zweiten Teil der Radstrecke spürte die Hitze jeder. Wie wirkte sich das Wetter im Jahresvergleich auf den Radsplit aus?

Etwa 200 Herren hatten 2012 einen Radsplit, der im Mittel etwa 20min langsamer war als 2011. Demgegenüber stehen 50 Herren, welche ihre Radzeit im Schnitt um knapp 11min30sec verbessern konnten. Vier von Fünf waren also doch deutlich langsamer. Dabei reichte die Streuung von nahezu gleicher Radzeit bis zu 90min langsamerer Teilzeit. Praktisch Identes zeigt sich bei den zeitlich verbesserten Athleten. Auch hier reicht die Spanne von nahezu gleicher Zeit bis zu 1h50min Verbesserung. Da diese minimalen und maximalen Zeitunterschiede doch sehr deutlich sind, bietet sich eine genauere Betrachtung nach den geleisteten Gesamtzeiten an. Dabei erkennt man, dass die leistungsstarken Athleten bis zu einer Gesamtzeit von etwa 10h45min einen zeitlich sehr ähnlichen Radsplit im Jahresvergleich zeigten. Bei 10:45:00 ist ein sehr abrupter Anstieg auf eine Verschlechterung der Radzeit von 15min und mehr zu erkennen.

Auch bei den Damen ein sehr ähnliches Bild. Nur jede fünfte Dame konnte ihre Radzeit verkürzen, wobei die Streuung zwischen 3min30sec und knapp 45min lag. Beim restlichen Damenfeld lag die Verschlechterung der Radzeit im Bereich von 1-52min. Im gesamten Mittel zeigt sich eine Verlängerung der Radzeit um etwa 15min.

Beim abschließenden Marathon war die Glut im Ofen von Klagenfurt bereits auf optimaler Grilltemperatur angekommen und für viele begann nun die Zeit der absoluten Qualen. Aber welchen Einfluss hatte dies nun auf die Laufzeiten?

Beginnen wir wieder bei den Herren. Nur 16 Herren schafften es, die Marathonzeit von 2011 zu verbessern. Drei davon könnten die Zeit dabei sogar um 60min und mehr verringern! Im Mittel der Vergleichspersonen zeigt sich aber auch hier der gleiche Trend wie bei den anderen beiden Disziplinen – etwa 40min waren die Marathonzeiten der Herren 2012 langsamer als 2011. Bei den männlichen Finishern unter 10h zeigt sich eine Verlangsamung der Marathonzeit von etwa 10-15min gegenüber dem Vorjahr. Also ist auch in dieser Teildisziplin klar zu erkennen, dass die leistungsstärkeren Athleten besser mit der Hitze umgehen können bzw. die Leistungsfähigkeit nicht so stark unter der Wärme leidet.

Wie sieht es bei den Damen aus – eine Dame konnte sich um 45min im Marathon steigern, allerdings bei einer Gesamtzeit von über 14h. Weitere drei Damen verbesserten sich ebenfalls, aber nur im Bereich von unter 10min. Alle anderen weiblichen Vergleichspersonen zeigten, wie auch die Herren, eine Marathonleistung welche ca. 37min langsamer war als 2011. Wie auch bei den männlichen Vergleichspersonen ist die mittlere Verschlechterung der Marathonzeit bei Damen unter 11h im Gesamtergebnis wesentlich geringer, sie liegt bei etwa 15-20min.

Betrachten wir abschließend die Finisherzeiten:

12 männliche Teilnehmer konnten ihre Zeit von 2011 verbessern. Ein Teilnehmer sogar um unglaubliche 3,5h! Die große Masse – weit über 200 Athleten – hatten im Jahresvergleich aber eine um 1h11min langsamerer Endzeit. Betrachten wir den Einfluss der Finishzeit etwas genauer: Bis zu einer Endzeit von 10h hatten die Veränderungen zu 2011 (Neoverbot und die Hitze) gerade einmal zu einer Verschlechterung von 15min geführt. im Zeitbereich von 10-11h sind es dann bereits 45min welche die Athleten im Schnitt verloren haben. 11-12h Finisher waren um etwa 57min langsamer und ab 12h etwa 100min.

3 weibliche Teilnehmerinnen konnten ihre Zeit von 2011 verbessern. Im Jahresvergleich waren die Damen 2012 um 1h langsamerer. Auch hier die Betrachtung nach den Endzeiten, bis zu 11h führten die Veränderungen zu 2011 (Neoverbot und die Hitze) zu einer Verschlechterung von ca. 26min. Im Zeitbereich von 11-12h sind es etwa 48min welche die Athletinnen im Schnitt verloren haben. 12-13h Finisherinnen waren um etwa 53min langsamer und ab 13h etwa 100min.

Die Weisheit, welche viele Trainer am Renntag an ihre Athleten ausgegeben hatten: „Heute zählt nicht die Zeit, sondern die Platzierung“, zeigt sich also mehr als deutlich bestätigt. Viele schöne Zahlenspiele – was sich daraus für unser Triathlonranking im Einzelnen ergeben hat, kann jeder selbst nachsehen!

Zusammenfassend alle Daten in prozentuellen Werten:

Herren

Schwimmen

Radfahren

Laufen

Gesamt

8-9h

-10,34%

-0,44%

-4,80%

-2,89%

9-10h

-12,15%

0,27%

-4,46%

-2,48%

10-11h

-18,33%

-2,20%

-10,28%

-6,79%

11-12h

-18,34%

-2,24%

-13,51%

-7,94%

12-13h

-22,30%

-4,77%

-16,08%

-10,72%

über 13h

-23,34%

-8,21%

-23,80%

-15,52%

Gesamt

-19,90%

-4,18%

-15,43%

-9,88%

Damen

Schwimmen

Radfahren

Laufen

Gesamt

9-10h

-8,69%

-2,62%

-6,90%

-4,71%

10-11h

-11,92%

0,13%

-5,39%

-2,95%

11-12h

-16,55%

-1,18%

-14,95%

-7,65%

12-13h

-11,91%

-2,09%

-15,20%

-7,85%

über 13h

-19,60%

-5,40%

-13,71%

-10,09%

Gesamt

-15,27%

-2,70%

-12,58%

-7,59%

Negative Werte bedeuten eine Verschlechterung, positive eine Verbesserung – im Mittel über alle gemeinsamen Starter bzw. Starterinnen 2011 und 2012 beim Ironman Klagenfurt.

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