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Ernährung

Nahrungsergänzungsmittel im Sport – sinnvoll oder teurer Urin?

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Der Handel mit Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) floriert seit Jahrzehnten. Oft als „Wundermittel“ für und gegen alles angepriesen, können praktisch überall frei erworben werden. Der Mensch ist tagtäglich mit deren Werbung konfrontiert und viele diese Mitteln versprechen dem Konsumenten schnelle Erfolge.

Gerade in den sozialen Medien nimmt die Werbung für diese Mittel in den letzten Jahren Überhand und vermitteln den Menschen ein Bild, das nicht immer der Wahrheit entspricht.

Die einfache Lösung gegen Übergewicht, für mehr Leistung, für bessere Regeneration, für eine besseres Liebesleben, es gibt nichts, wofür es nicht eine einfache Lösung geben würde, zumindest, wenn man der Nahrungsergänzungsmittel-Industrie Glauben schenken würde.

Was sind Nahrungsergänzungsmittel?

Nahrungsergänzungsmittel haben, wie es der Name bereits sagt,  den Zweck, die eigene Ernährung des täglichen Bedarfs zu ergänzen. Im Gegensatz zu Medikamenten unterliegen sie nicht dem Arzneimittelgesetz, sondern dem Lebensmittelrecht. Manche Produkte suggerieren mit ihren Aussagen und ihrer Aufmachung jedoch, dass es sich um ein Arzneimittel handeln würde. Die Tatsache, dass diese Mittel auch in Apotheken angeboten werden, macht das Unterscheiden auch nicht einfacher.

Ist die Verwendung sicher und sinnvoll?

Darauf können wir euch ein ganz klares JEIN antworten. Das Angebot an Nahrungsergänzungsmitteln ist sehr groß und unmöglich zu kontrollieren. Jedes Land hat hier auch seine eigenen gesetzlichen Vorgaben. Prinzipiell kann man davon ausgehen, dass Produkte, die in der Apotheke, im normalen Lebensmittelhandel, in Drogerien oder in gut sortierten Sportfachgeschäften angeboten werden, von ausreichender Qualität sind und dem österreichischen (oder deutschen) Lebensmittelrecht entsprechen. Produkte, die in Ladengeschäften verkauft werden, werden stichprobenartig von den Lebensmittelbehörden kontrolliert und auch auf ihre Sicherheit überprüft.

Über den Sinn oder Unsinn der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln vor allem im Sport könnten wir ganze Bücher füllen, denn hier prallen zwei völlig unterschiedliche Philosophien aneinander. Gerade im Triathlonsport, der sehr trainingsintensiv ist, kann es durchaus Sinn machen, gewisse Makro- und Mikronährstoffe ergänzend hinzu zu fügen. Ein Triathlonprofi hat in hochintensiven Phasen einen Tages-Kalorienverbrauch von bis zu 8.000 Kalorien und damit das rund vierfache seines Grundumsatzes. Das sind Mengen, die sich mit normaler Ernährung oft nicht mehr auffüllen lassen können. Hier kann zum Beispiel eine zusätzliche Mahlzeit in Form eines Kohlenhydrat/Eiweiß-Getränkes durchaus Sinn machen.

Auch Mineralstoffe wie Calcium, Magnesium oder andere Elektrolyte machen durchaus Sinn.

Was ist erlaubt, was nicht?

Für viele ist die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sogar eine ethische Frage. Wenn ich eine Kapsel, eine Trinkampulle oder eine Tablette zu mir nehme mit dem Ziel, meine Leistung zu fördern oder meine Regeneration zu verbessern, bin ich da nicht schon auf dem ersten Weg zum Doping? Es gibt Personen, die dieses Bilder zeichnen und Athleten vor der unbedachte Einnahme von NEM zu warnen. Leider gibt es auch in der Industrie schwarze Schafe, die ihre Produkte wissentlich oder unwissentlich mit verbotenen Substanzen verunreinigen, um bessere Wirkung zu erzielen. Die deutsche Sporthochschule Köln arbeitet hier sehr intensiv an Aufklärung und untersucht gemeinsam mit ihre Partnerunternehmen regelmäßig Sportnahrungs-Produkte auf deren Sauberkeit.

Gesetzgebung nicht in Stein gemeißelt

Wie bei gänzlich anderen Themen, wie etwa dem Glücksspiel, ist auch bei Nahrungsergänzungsmitteln nichts von vornherein und für immer festgelegt. Ob dies ein Gesetz ist, oder lediglich eine Regelung im Rahmen einer Sportvereinigung, alles kann sich ändern. In Deutschland ist die Gesetzgebung für Casinos im Internet seit Jahrzehnten sehr schwammig. Nun kommt jedoch eine neue gesetzliche Regelung, wodurch Online-Casinos in Deutschland unter Druck geraten, insofern diese nicht den neuen Regeln entsprechen. Genauso können Sportautoritäten von heute auf morgen einige Mittel zulassen oder auch wieder einschränken. Nur die Zukunft kann dies eindeutig aufzeigen.

Worauf muss ein Sportler achten, wenn er NEM einkauft?

Sportler sollten sich vor allem mit Produkten von seriösen und heimischen Anbietern versorgen. Wenn die Produkte in Apotheken oder Drogerien verkauft werden, ist es schon einmal ein gutes Zeichen, dass die Produkte eine gewisse Qualität aufweisen. Zusätzlich sollte man sich vergewissern, dass die Produkte frei von Dopingsubstanzen sind. Eine umfassende Sammlung regelmäßig getesteter Nahrungsergänzungsmittel finden Sportler zum Beispiel bei der so genannten Kölner Liste.

Da es aber viele Unternehmen gibt, die ihre Produkte nicht auf dieser Liste führen und trotzdem gute und saubere Qualität anbieten, sollte man vor dem Erwerb solcher Produkte auch einen Blick auf die Homepage des Anbieters werfen. Gibt es hier einen Punkt, wo die Sauberkeit des Produktes und die Einhaltung der WADA-Regeln garantiert wird? Wo ist das Unternehmen ansässig? Von wo aus wird versendet? Ist das Erscheinungsbild des Unternehmens seriös oder ködert man den potentiellen Käufer gleich von Anfang an mit Superlativen?

Bei welchen Produkten lauern Dopinggefahren?

Vorsicht geboten ist vor allem bei Produkten, die im Internet angeboten werden und deren Namen Ähnlichkeiten mit Hormonen oder Steroiden haben – Ultra-Testo-Enhancer, Hydro-Anabol, Strombazalol oder welche Fantasienamen auch immer sich Hersteller einfallen lassen. Im Grunde ist bei allem, was einen schnellen Anstieg körpereigener Hormone verspricht, Vorsicht geboten. Das bedeutet nicht, dass das Produkt automatisch eine Gefahr darstellt, aber hier sollte man zwei Mal hinschauen. In Onlineshops, in denen zum Beispiel verstärkt Fokus auf Hardcore-Bodybuilding gelegt wird, ist es ebenfalls ratsam, sich zu vergewissern, dass die Produkte sauber sind. Im Zweifelsfall sollte es hier immer eine Telefonnummer geben oder zumindest eine E-Mail-Adresse. Sportler sollten sich vom Hersteller garantieren lassen, dass eine Verunreinigung mit Anabolen Steroiden oder anderen Dopingsubstanzen im Produktionsprozess ausgeschlossen werden kann.

Vorsichtig sein sollte man auch bei allen Arten von „Trainingsboostern“. Sie haben zum Ziel, die Leistung beim Training zu steigern, die Müdigkeit zu verringern und damit das Training effizienter zu gestalten. Die meisten sind auf Basis von Koffein, enthalten aber noch eine Reihe anderer Substanzen. Auch hier lohnt es sich, genauer hinzusehen. So mancher dieser Booster kann sportrechtlich verbotene Substanzen wie Stimulantien (Ephedrin, Pseudoephedrin oder ähnliches) enthalten. Vorsicht auch bei Bezeichnungen diverser asiatischer Tees wie Ma Huang, das ebenfalls eine Ephedrinquelle enthält.)

Relativ neu im Trend sind bei Sportlern Produkte, die CBD (Cannabidiol) enthalten. Das nicht psychoaktive Cannabinoid der Hanfpflanze ist seit 1. Jänner 2018 als einziges Cannabinoid nicht mehr auf der Dopingliste zu finden. Sportler nützen CBD gerne zur Regeneration und Steigerung der muskulären Belastbarkeit. Hier müssen Sportler allerdings darauf achten, kein handelsübliches CBD-Öl zu sich zu nehmen, da dieses Spuren anderer Cannabinoide enthalten können. Es gibt spezialisierte Anbieter von CBD-Produkten für den Leistungssport, die für die Reinheit der Produkte garantieren und somit für den Sportler sicher sind.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll und sicher sind, wenn man sie mit Bedacht, Verstand und einem gewissen System zu sich nimmt. Wenn ihr euch überlegt, ein gewisses NEM zu euch zu nehmen, lest euch vorher ein, ob es dazu seriöse wissenschaftliche Quellen gibt und besprecht die Einnahme im Zweifelsfall mit eurem Trainer oder eurem Arzt.

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